Benz 150 PS Rennwagen, 1908

Benz 150 PS Rennwagen, 1908

Bereits bei der Konstruktion des 12-Liter-Vierzylinders, der dem Benz 120 PS Grand-Prix-Rennwagen im Jahr 1908 zu einer Reihe bemerkenswerter Erfolge verhalf, hatte der in Diensten von Benz & Cie. stehende belgische Konstrukteur Louis de Groulart eine leistungsstärkere Variante vorgesehen. Durch eine Verlängerung des Hubs um 40 auf 200 mm vergrößerte sich das Hubvolumen auf 15.100 cm³, und die Spitzenleistung des Triebwerks stieg um 30 PS/22 kW auf 150 PS/110 kW.

Der ansonsten gegenüber dem Grand-Prix-Typ nahezu unveränderte Rennwagen ging wohl erstmals Ende September 1908 beim Semmering-Bergrennen in der Nähe von Wien an den Start - auch wenn einzelne Quellen angeben, dass Erle diesen Wagen bereits beim Grand Prix in Dieppe genutzt haben soll. Bei dem renommierten Bergrennen, das 1908 zum zehnten Mal veranstaltet wurde, gelang René Hanriot auf dem von Erle gemeldeten Wagen in der freien Klasse „ohne Limit der Bohrung und des Gewichts“ nach den Mercedes-Fahrern Otto Salzer und Willy Pöge ein dritter Platz. Größeren Eindruck hinterließ der neue 150 PS Rennwagen in den USA, als Benz mit drei Fahrzeugen beim Ende November 1908 in Savannah/Georgia ausgetragenen Grand Prix von Amerika antrat. Während Fritz Erle in der 11. von 16 Runden à 25,13 Meilen (Gesamtdistanz 647 km) nach einem leichten Unfall ausscheiden musste, konnten seine beiden französischen Mannschaftskollegen Victor Hémery und René Hanriot mit den Plätzen 2 und 4 im Schlussklassement einen grandiosen Erfolg für das Mannheimer Werk erringen. 

Die bei diesem hochdotierten Rennen unter Beweis gestellte Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit der Benz 150 PS Rennwagen hatte nachhaltige Folgen: Überwiegend einheimische Piloten fuhren noch im selben und im darauffolgenden Jahr mit diesen Wagen zahlreiche weitere Erfolge bei den unterschiedlichsten Rennveranstaltungen und Rekordversuchen ein und verschafften Benz Fahrzeugen in der sich rasant fortentwickelnden Automobilsport-Szenerie der USA ein hohes Maß an Aufmerksamkeit.

Besonders der US-amerikanische Starfahrer Barney Oldfield tat sich dabei hervor. Im August 1909 erreichte er auf der kurz zuvor fertiggestellten Bahn von Indianapolis, die zu diesem Zeitpunkt noch keine aus Ziegelsteinen bestehende Fahrbahnoberfläche aufwies, mit einem der 150 PS Rennwagen eine Höchstgeschwindigkeit von 183,4 km/h. Seine Durchschnittsgeschwindigkeit über eine Meile mit stehendem Start betrug 134,4 km/h.

Am 22. August 1909, nur wenige Tage nach Oldfields Rekord, erzielte Fritz Erle auf einem mit Stromlinienkarosserie versehenen Benz 150 PS beim Frankfurter Kilometerrennen über den fliegenden Kilometer 152,542 km/h. Einige Veröffentlichungen ordnen diese Fahrt dem Benz 200 PS zu, zumal das Fahrzeug dem „Blitzen-Benz“ tatsächlich sehr ähnlich sieht – zeitgenössische Quellen nennen jedoch 57,66 Steuer-PS, was einem Hubraum von 15,1 Liter entspricht und damit eindeutig den Benz 150 PS beschreibt.

Im November 1910 konnten die Benz 150 PS Rennwagen dann ihren ersten Rennsieg einfahren: Beim American Grand Prize, der erneut in Savannah/Georgia ausgetragen wurde, fuhren David Bruce Brown und Victor Hémery ihre Benz-Boliden über die Renndistanz von 668 Kilometer mit nur einer Sekunde Abstand als Sieger und Zweitplatzierter ins Ziel. Ihre Durchschnittsgeschwindigkeit betrug beachtliche 113,5 km/h. Ein Jahr später erzielte der Amerikaner Eddie Hearne mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 118,9 km/h ebenfalls den zweiten Platz – vor Ralph DePalma auf Mercedes.

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