PKW4731 GL-Klasse der Baureihe 164, 2006 - 2009

GL-Klasse der Baureihe 164, 2006 - 2009

Im Januar 2006 debütierte die Mercedes-Benz GL-Klasse der Baureihe X 164 auf der North American International Auto Show (NAIAS) in Detroit/Michigan. Die Fahrzeuge waren ab dem Frühjahr 2006 zunächst auf dem US-amerikanischen Markt verfügbar, während sie in Europa von Februar 2006 an bestellt werden konnten. Die Auslieferungen auf den hiesigen Märkten starteten ab September. Die im Segment „Full-Size SUV“ positionierten Mehrzweckfahrzeuge wurden zusammen mit den technisch verwandten M-Klasse Modellen der Baureihe W 164 und der R-Klasse der Baureihe 251 im Mercedes-Benz Werk Tuscaloosa/Alabama gefertigt.

Das auf Wunsch mit sieben Sitzen aufwartende Premium-SUV dokumentierte bereits im optischen Auftritt seinen Führungsanspruch innerhalb des Marktsegments. Das äußere Erscheinungsbild war von ruhigen Karosserieflächen, gepaart mit kraftvollen, keilförmigen Gestaltungselementen und markanten Detaillösungen geprägt. Geländewagentypisch kurz fielen die Überhänge vorn und hinten aus. Die Wagenfront charakterisierten ein steil gestellter Kühlergrill mit Zentralstern sowie zwei kräftig dimensionierte silberne Querlamellen mit breiter Chromauflage. Zwei geschmeidig modellierte Powerdomes kennzeichneten die hoch angesetzte Motorhaube.

Insgesamt waren die Karosserieproportionen mit einer Länge von 5088 mm bei einem Breitenmaß von 1920 mm und einer Höhe 1840 mm harmonisch aufeinander abgestimmt. In der Seitenansicht schufen der lange Radstand, eine vor dem vorderen Radlauf beginnende und schräg nach hinten ansteigende Bordkante sowie die hohe, bis zur Rückwand gestreckte Dachlinie eine dynamische Silhouette. Solide seitliche Rammschutzleisten strukturierten im Zusammenwirken mit einer stabilen Dachreling das Erscheinungsbild der Wagenflanken zusätzlich. Große Fensterflächen sorgten für gute Rundumsicht und Helligkeit im Innenraum, wobei die aufrechtstehende D-Säule klassische Geländewagen-Anmutung vermittelte.

Das hoch bauende Heck gliederten waagerechte, die Breite betonende Formkanten. Letzteres galt auch für die Ausführung des voluminösen, hoch angesetzten Heckstoßfängers, die Chromgriffleiste in der Hecktür sowie die weit außen angeordneten verchromten Auspuffendrohre mit rechteckigem Querschnitt.

Im Interieur schufen hochwertige Materialien in Verbindung mit erstklassiger Stilistik ein repräsentatives Ambiente. Charakteristisch war vor allem das gegenüber den ML-Modellen noch einmal deutlich großzügigere Raumangebot: In der GL-Klasse konnten bis zu sieben Passagiere untergebracht werden – bei in jeder Hinsicht üppigen Platzverhältnissen. Dabei waren auch die beiden im Ladeboden versenkbaren Einzelsitze der dritten Sitzreihe vollwertig ausgeführt. Bei geringerem Personentransportbedarf tauchten diese einzeln oder gemeinsam elektrisch auf Knopfdruck ab, und es entstand eine völlig ebene Ladefläche, sodass, bei einer Laderaumlänge von bis zu 2128 mm, ein Transportvolumen von maximal 2.300 Litern entstand.

Armaturenträger und Türinnenverkleidungen waren durch eine ruhige Flächengestaltung gekennzeichnet, die eine Farbtrennung in einen dunkel belederten oberen und einen helleren unteren Bereich aufwies. Dabei betonte ein durchgehendes Holzzierelement den Eindruck von Breite und Geräumigkeit. Das Cockpit der neuen GL-Klasse dominierten einerseits in zwei schräg angeschnittenen, von feinen Chromringen umrandeten Tuben platzierte Kombiinstrumente und andererseits ein Vierspeichen-Multifunktionslenkrad mit Aluminiumoptik an den unteren Speichen. Im Mittelteil der Instrumententafel fanden sich ergonomisch durchgestaltete Bedien- und Anzeigeelemente. Organisch schloss sich daran die kräftige Mittelkonsole mit Ablagefächern und darin integrierter Cupholderfunktion sowie zwei stabilen, längs angeordneten Haltegriffen an, die im Geländeeinsatz zusätzlichen Halt boten.

Entsprechend ihrer Positionierung im Segment der Premium-SUV waren die Fahrzeuge der GL-Klasse umfassend ausgestattet. Unter anderem gehörten die Klimatisierungsautomatiken THERMATIC im GL 320 CDI 4MATIC bzw. – bei den V8-motorisierten Modellen GL 420 CDI 4MATIC, GL 450 4MATIC und GL 500 4MATIC – THERMOTRONIC mit Mehrzonenregelung ebenso zum Serienumfang wie Polsterkombinationen im Bezugsmaterial ARTICO, vollelektrisch verstellbare Vordersitze und ein Panoramadach über der dritten Sitzreihe.

Zum Marktstart war die GL-Klasse in vier Modellvarianten erhältlich, zwei Diesel- und zwei Otto-motorisierten. Alle stellten hohen Antriebskomfort und ansprechende Fahrleistungen sicher: Den Einstieg bildete der GL 320 CDI 4MATIC, der mit dem bekannten, 165 kW/224 PS leistenden 3,0-Liter-V6 der Dieselmotorenbaureihe OM 642 antrat. Deutlich darüber positioniert war als zweites Dieselmodell der GL 420 CDI 4MATIC. Dessen Antrieb oblag dem 4,0 Liter großen V8-Diesel OM 629, der 225 kW/306 PS und ein Drehmomentmaximum von fülligen 700 Nm bereitstellte. Beide Selbstzünder unterboten die Limits der Abgasnorm Euro 4 und arbeiteten mit wartungsfreiem Dieselpartikelfilter.

Ausschließlich mit Achtzylinder-Triebwerken waren die Benzinmodelle GL 450 4MATIC und GL 500 4MATIC ausgestattet. In Ersterem feierte eine Version der modernen Triebwerksfamilie M 273 mit einem Hubvolumen von knapp 4,7 Litern Weltpremiere. Das mit quadratischem Bohrung-/Hub-Verhältnis, vier obenliegenden Nockenwellen und Vierventiltechnik aufwartende Aggregat war auf 250 kW/340 PS justiert. Im GL 500 4MATIC kam dagegen die von der neuen S-Klasse der Baureihe 221 bekannte 5,5-Liter-Version des Motors mit 285 kW/388 PS zum Einsatz. Auch beide V8-Benziner unterschritten die strengen Euro-4-Grenzwerte und zeigten im Klassenvergleich günstige durchschnittliche Kraftstoff-Normverbrauchswerte im Bereich um 13 bis 14 Liter pro 100 km. Als serienmäßige Kraftübertragung fungierte in sämtlichen Modellen das siebenstufigen Automatikgetriebe 7G‑TRONIC mit DIRECT SELECT Bedienung ausgerüstet.

Trotz Leergewichten der GL-Modelle von rund 2500 kg stellten sämtliche Motorisierungen souveräne Fahrleistungen sicher: Der GL 500 4MATIC hatte hier mit einer Höchstgeschwindigkeit von elektronisch abgeregelten 240 km/h die Spitzenstellung inne. Hierfür wie für die maßvollen Verbrauchswerte war die gemessen an den Fahrzeugdimensionen gute Aerodynamik mit einem cW-Wert von 0,37 ein wichtiger Faktor.

Ähnlich wie die in der Modellhierarchie unter ihr positionierte M-Klasse nutzte auch die GL-Klasse in puncto passiver Sicherheit alle Vorteile einer selbsttragenden Karosserie. Die hochstabile Fahrgastzelle bildete gemeinsam mit den vorderen und hinteren Verformungszonen ein effizientes Fundament für die Insassenschutzsysteme. Dazu gehörten unter anderem adaptive, zweistufige Airbags für Fahrer und Beifahrer, Sidebags vorn und auf Wunsch in der mittleren Sitzreihe, Windowbags über alle drei Sitzreihen von der A- bis zur D-Säule, Dreipunkt-Sicherheitsgurte auf allen sieben Plätzen, Gurtstraffer und adaptive Gurtkraftbegrenzer für Fahrer und Beifahrer sowie Gurtstraffer und Gurtkraftbegrenzer in der mittleren Sitzreihe außen. Ergänzt werden konnte das umfangreiche Sicherheitspaket durch die crashaktiven NECK PRO Kopfstützen für Fahrer und Beifahrer, die optional erhältlich waren.

Mit dem ebenfalls auf Wunsch spezifizierbaren vorausschauenden Insassenschutzsystem PRE-SAFE®, das weltweit erstmals in diesem Marktsegment realisiert wurde, hob Mercedes-Benz das Sicherheitsniveau der GL-Klasse auf eine neue Ebene. PRE-SAFE® nutzte die Sensorik fahrdynamischer Regelsysteme wie ABS, Bremsassistent BAS oder dem Elektronischen Stabilitäts-Programm ESP®, um bei unfallträchtigen Fahrsituationen die Schutzwirkung der passiven Sicherheitselemente zu optimieren. Auch der Fußgängerschutz hatte bei der Entwicklung der GL-Klasse besonders im Fokus gestanden. So ermöglichten im Bereich des Vorderwagens definierte Freiräume zwischen der Karosserie und den darunter liegenden Aggregaten große Deformationswege. Dadurch ergab sich im Zusammenwirken mit nachgiebig ausgelegten Aufprallzonen ein hohes Schutzpotenzial für Fußgänger wie Zweiradfahrer.

Die Multifunktionsfahrzeuge der GL-Klasse zeigten neben markentypischen Tugenden von Mercedes-Benz Geländewagen, wie herausragender Solidität, Robustheit und Dauerhaltbarkeit, vor allem überzeugende Fahreigenschaften auf und abseits der Straße. Der permanente Allradantrieb 4MATIC bot in Kombination mit der serienmäßigen Luftfederung AIRMATIC und dem ebenfalls zum Ausstattungsstandard zählenden Adaptiven Dämpfungs-System ADS ein überraschend agiles Fahrverhalten – trotz eines Radstandes von 3075 mm. Dank der ESP®-Anhängerstabilisierung erwiesen sich die GL-Modelle auch als besonders geeignete Zugfahrzeuge. Dieses spezielle Assistenzsystem entschärfte durch gezielten Bremseingriff bereits in der Entstehung kritische Fahrzustände mit Anhänger.

Zur Unterstützung bei Geländeeinsätzen verfügten alle Modelle der GL-Klasse serienmäßig über Features wie Bergabfahrhilfe, Anfahr-Assistent und Offroad-ABS. Darüber hinaus gehörte zur weiteren Schärfung ihrer Offroad-Fähigkeiten bei allen im ECE-Raum angebotenen Modellen ein Technik-Paket namens „Offroad-Pro“ zum Ausstattungsstandard. Es war speziell für die Bewältigung besonders herausfordernder Geländepassagen spezifiziert und enthielt unter anderem ein zweistufiges Verteilergetriebe mit Geländereduktion und 100-%-Differenzialsperren für das Verteilergetriebe sowie für die Hinterachse. Ergänzt wurde das Offroad-Pro Paket um eine für anspruchsvolleren Einsatz modifizierte AIRMATIC, die eine Erhöhung der Bodenfreiheit auf bis zu 307 Millimeter sowie eine auf 600 mm vergrößerte Wattiefe erlaubte.

Zum Zeitpunkt ihrer auf den Frühherbst 2006 terminierten Markteinführung in Deutschland lagen die Brutto-Listenpreise zwischen 63.684,00 Euro, die für einen GL 320 CDI 4MATIC zu entrichten waren, und 85.898,00 Euro für einen GL 500 4MATIC. Dazwischen waren der GL 420 CDI 4MATIC und der GL 450 4MATIC positioniert, für die 79.460,00 Euro bzw. 77.604,00 Euro berechnet wurden.

Im Rahmen der von Mercedes-Benz gestarteten Diesel-Offensive in den USA wurde auf der Autoshow in Detroit im Januar 2007 als Nachfolger des im Vorjahr gezeigten „Vision GL 320 BLUETEC“ das neue Konzeptfahrzeug „Vision GL 420 BLUETEC“ in den Fokus gerückt. Das Premium-SUV sollte vor allem für den nordamerikanischen Markt demonstrieren, dass mithilfe von BLUETEC®, dem modularen Abgas-Reinigungssystem für Dieseltriebwerke, auch bei ausgesprochen kraftvoll motorisierten Fahrzeugen sparsamer Verbrauch und nachhaltig verringerte Schadstoffemissionen realisierbar waren. Angetrieben von dem 216 kW/294 PS starken 4,0-Liter-Diesel-V8 OM 629, der nicht nur die vor Ort herrschenden Kundenerwartungen in Bezug auf souveräne Leistungsentfaltung einlöste, sondern auch die strengen Abgasvorschriften erfüllte, gab Mercedes-Benz für das Konzeptfahrzeug einen zu erwartenden durchschnittlichen Kraftstoffverbrauch von 9,8 Liter auf 100 km an. 

Optisch flankiert wurde der Auftritt des Vision GL 420 BLUETEC durch eine nochmals markanter gepfeilte Front mit dominantem Kühlergrill, breit ausgestellte Kotflügel, repräsentative 21-Zoll-Räder und seitliche „Floorboards“.

Wenige Monate später, im Sommer 2007, präsentierte Mercedes-Benz die auf den europäischen Markt abgestimmte Version des Konzeptfahrzeugs „Vision GL 320 BLUETEC". Ihren Marktstart erlebte die BlueTEC Technologie jedoch wieder in Nordamerika, wo sie ab Herbst des Folgejahres unter anderem zunächst im GL 320 BlueTEC („BlueTEC“ jetzt in neuer Schreibweise) erstmals serienmäßig eingesetzt wurde. Der hier als Antrieb fungierende 3,0-Liter-V6 der Motorenbaureihe OM 642 war nun auf 155 kW/211 PS justiert und stellte ein Drehmoment von 540 Nm zur Verfügung. Zur bestmöglichen Minimierung insbesondere des Stickoxid-Ausstoßes umfasste das BlueTEC Technikpaket hier eine AdBlue-Einspritzung sowie einen nachgeschalteten SCR-Katalysator. Damit erfüllte das Exportmodell die strengsten Abgasvorschriften weltweit. Zudem konsumierte der GL 320 BlueTEC lediglich 9,5 Liter Dieselkraftstoff je 100 Kilometer, was, je nach Einsatzprofil, einem Verbrauchsvorteil im Bereich von 20 bis 40 % gegenüber einem vergleichbaren Otto-motorisierten Full-Size SUV gleichkam.

Bis zur ersten Modellpflege im Frühjahr 2009 hatten sich bei den Modellen der GL-Klasse klar strukturierte Produktionszahlen herausgebildet. Das Gros des Kundenzuspruchs war auf den GL 450 4MATIC entfallen, der mit seinem souverän agierenden, rund 4,7 Liter Hubraum messenden V8-Benziner eine Stückzahl von fast 62.000 Einheiten erreicht hatte. Rang zwei der Fertigungsstatistik belegte, deutlich distanziert, der die Palette nach unten abrundende GL 320 CDI 4MATIC mit rund 22.000 Fahrzeugen, gefolgt vom Spitzenmodell GL 500 4MATIC mit etwas mehr als 18.000 Einheiten. Als wesentlich weniger populär hatte sich dagegen das kostspieligste Modell der Baureihe erwiesen: Vom Diesel-getriebenen GL 420 CDI 4MATIC waren im betrachteten Zeitraum lediglich rund 6.500 Fahrzeuge entstanden.   

 

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