Mercedes-Benz Modell K, 1926 - 1927

Mercedes-Benz Modell K, 1926 - 1927

Im Mai 1926 lieferte die Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG), die bereits seit fast zwei Jahren mit dem ehemaligen Konkurrenten Benz & Cie. in einer Interessengemeinschaft verbunden war, die ersten Exemplare ihres neuen Topmodells aus. Das Modell K war für Fahrer konzipiert, die nicht einfach nur einen Touren- und Reisewagen mit sehr hoher Leistung und Geschwindigkeit suchten, sondern damit auch bei automobilsportlichen Wettbewerben chancenreich an den Start gehen wollten.

Die technische Basis bildete der Typ 24/100/140 PS, ein 1924 eingeführter Tourenwagen der obersten Klasse, der mit einer Vielzahl verschiedener Aufbauten von der offenen Tourenwagen-Karosserie über eine Pullman- und Landaulet-Ausführung bis hin zum Coupé und zum Cabriolet geliefert werden konnte. Trotz eines Fahrzeuggewichts, das stets deutlich mehr als zwei Tonnen betrug, besaß der Wagen aufgrund seines 6,2-Liter-Sechszylinders, der bei eingeschaltetem Kompressor bis zu 140 PS/103 kW bereitstellte, einen durchaus sportlichen Charakter. Den stellte zum Beispiel Rudolf Caracciola eindrucksvoll unter Beweis, als er Ende August 1925 beim Klausenpassrennen in der Schweiz die Tourenwagenklasse auf einem solchen Wagen für sich entscheiden konnte.

Um bei Renneinsätzen mit noch größerer Aussicht auf Erfolg starten zu können, wies das neue Modell K einen um 350 mm verringerten Radstand auf; der Pressstahlrahmen war hinter der zweiten Querverstrebung um dieses Maß gekürzt worden. Angestrebter Nebeneffekt dieser Maßnahme war eine Verringerung des Rahmengewichts um 50 Kilogramm. So stellte das Modell K – „K“ stand hier wie auch beim späteren SSK für „kurz“ und nicht für „Kompressor“ – ein deutlich handlicheres Sport-Automobil dar, als es der reguläre Typ 24/100/140 PS war, auch wenn das Fahrzeuggewicht immer noch klar über 2000 Kilogramm lag.

Das Antriebsaggregat des kürzeren Sportmodells präsentierte sich nur in Details modifiziert: der 6,2-Liter-Sechszylinder hatte wie beim Basismodell einen Motorblock aus der innovativen Aluminiumlegierung Silumin und eine oben liegenden, per Königswelle angetriebene Nockenwelle. Die Aufladung besorgte wie bisher ein vom Fahrer zuschaltbares Roots-Gebläse. Zur Verbesserung der Kühlleistung bei hoher Beanspruchung hatte man die Anzahl der Lüfterflügel am Kühler von vier auf sechs erhöht. Die wichtigste Verbesserung betraf die Doppelzündung, mit der ausschließlich das Modell K ausgerüstet war. Dabei versorgte eine kombinierte Batterie- und Magnetzündung jeweils eine der beiden Zündkerzen pro Zylinder.

Die ursprüngliche Höchstleistung des sehr langhubig ausgelegten Motors von 140 PS/103 kW bei 3000/min mit Kompressor wurde vermutlich schon für den ersten Sporteinsatz beim spanischen Grand Prix für Tourenwagen, der am 22. Juli 1926 nahe San Sebastian in Form eines 12-Stunden-Rennens stattfand, auf 160 PS/118 kW bei 3100/min angehoben. Erreicht wurde die Leistungssteigerung mittels eines größeren Kompressors sowie eines von 4,7:1 auf 5:1 erhöhten Verdichtungsverhältnisses.

Der grandiose Dreifacherfolg in San Sebastian, bei dem sich die Fahrerteams Otto Merz/Walter Gärtner, Rudolf Caracciola/Heinrich Kühnle und Christian Werner/Willy Walb die Plätze auf dem Siegerpodest teilten, war nur der Auftakt zu einer Vielzahl von Siegen und Spitzenplatzierungen des neuen Rennsport-Tourenwagens im internationalen Automobilsport. Mit Einführung der weit leistungsfähigeren Modelle der neuen Mercedes-Benz S-Reihe, die eine eigene faszinierende Erfolgsgeschichte schrieben, brachten ab 1927 ausschließlich Privatfahrer das Modell K an den Start. Dennoch reichte die Liste der Erfolge, die sie mit dem Hochleistungs-Fahrzeug errangen, bis in die Saison 1929.

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