Mercedes-Benz SSK, 1928 - 1931

Mercedes-Benz SSK, 1928 - 1931

Die 1927 mit dem Rennsport-Tourenwagen Typ S eingeführte Mercedes-Benz Baureihe W 06 wurde in der Folge zügig ausgebaut. Kurz nach dem im Juli 1928 lancierten Typ SS, der gegenüber dem Typ S stärker als alltagstauglicher Hochleistungs-Reisesportwagen ausgelegt war, ging mit dem Typ SSK ein Fahrzeug an den Start, das nahezu ausschließlich für den Einsatz im Motorsport konzipiert war.

Durch ihren langen Radstand von 3400 mm waren die Typen S und SS zwar außerordentlich fahrstabil, für bestimmte Motorsportwettbewerbe wie die seinerzeit besonders populären Bergrennen fehlte es ihnen jedoch an Handlichkeit und Agilität. Um diesen Nachteil zu beseitigen, kürzte man in Untertürkheim den Radstand des bekannten Typ S Fahrgestells um stattliche 450 mm auf 2950 mm und nannte den darauf aufgebauten kompakten Rennsportwagen „SSK“ – „Super–Sport–Kurz“. Da der Typ SSK sowohl in der Sportwagen- wie der Rennwagenklasse an den Start gebracht werden sollte, ließen sich im Bedarfsfall Trittbretter, Kotflügel, Lampen und Verdeck entfernen.

Als Antriebsaggregat kam weiterhin der in der Baureihe W 06 verwendete Kompressor-aufgeladene Sechszylindermotor mit knapp 7,1 Litern Hubraum zum Einsatz. Nach wie vor bestand der mit nassen Zylinder-Laufbuchsen versehene Motorblock des Triebwerks aus der Aluminiumlegierung Silumin, während der abnehmbare Zylinderkopf aus Grauguss gefertigt war. Den Antrieb der oben liegenden Nockenwelle besorgte eine am hinteren Motorende stehende Königswelle. Am vorderen Motorende war im Unterschied zu den Typen S und SS ein leistungsfähigeres Roots-Gebläse mit 18-Rippen-Gehäuse untergebracht, das die Höchstleistung des Sechszylinders mit Kompressoreinsatz auf 250 PS/184 kW bei 3300/min schraubte. Ohne Kompressor lag die Leistung des Triebwerks nun bei 180 PS/132 kW.

Außer dem verkürzten Radstand wies das Fahrgestell des SSK gegenüber dem der Typen S und SS keine Neuerungen auf. Gemäß seiner klaren Positionierung als Wettbewerbsfahrzeug kam - anders als beim Typ SS - allerdings wieder der vom Typ S bekannte niedriger bauende Kühler zum Einsatz, der eine besonders flache Silhouette des Karosserieaufbaus ermöglichte. Mit dem verkürzten Radstand ging auch eine erhebliche Gewichtsersparnis einher. Hatte der Typ SS als Rennsport-Tourenwagen fahrfertig glatte zwei Tonnen auf die Waage gebracht, war der SSK mit einem Einsatzgewicht von 1520 kg geradezu ein Leichtathlet. Sein Leistungsgewicht von rund 6 kg/PS verlieh ihm exzellente Fahrleistungen mit rasanter Beschleunigung und einer Höchstgeschwindigkeit, die je nach Übersetzung bis zu knapp 200 km/h betrug.

Seine Einsatzpremiere erlebte der Typ SSK bereits zwei Wochen nach dem ersten offiziellen Start des Typ SS, der mit einem triumphalen Dreifacherfolg beim für Sportwagen ausgeschriebenen Großen Preis von Deutschland auf dem Nürburgring geendet hatte. Ebenfalls mit Rudolf Caracciola am Steuer gelang dem SSK Ende Juli 1928 ein überlegener Sieg mit Streckenrekord beim renommierten Gabelbach-Bergrennen nahe Ilmenau in Thüringen.

Die Überlegung, den SSK mit seinem verkürzten Radstand zu einem nahezu unschlagbaren Bergrennwagen zu machen, erwies sich in der Folge als absolut richtig: Caracciola holte in der Rennwagenklasse quasi im Wochenrhythmus Siege bei den bedeutendsten Veranstaltungen, etwa am Schauinsland vor den Toren Freiburgs, beim Ratisbona-Bergrennen nahe Kelheim, am Mont Ventoux in Südfrankreich und am Semmering bei Wien.

Diese überzeugenden Leistungsbeweise veranlassten die Verantwortlichen bei Daimler-Benz dazu, den ursprünglich als reinen Werksrennwagen vorgesehenen Typ SSK in einer Kleinserie zu fertigen und damit auch talentierten Privatfahrern zugänglich zu machen. Auf diese Weise gelangte er - zusammen mit dem Typ SS - ab Oktober 1928 auch in das Verkaufsprogramm der Daimler-Benz AG.

Zwischen 1928 und 1932 wurden gemäß offiziellen Unterlagen insgesamt 33 Fahrzeuge hergestellt, einige wenige davon für eine Nutzung abseits des Rennsports auch als Hochleistungs-Reisesportwagen mit entsprechenden von Fremdfirmen geschaffenen Karosserieaufbauten.

Das Gros der gebauten SSK machte allerdings eine Karriere als Wettbewerbsfahrzeug und füllte bis Ende der 1930er-Jahre unter bekannten und weniger bekannten Fahrern in Scharen die Siegerlisten der Sport- und Rennwagenklassen bei den verschiedensten Motorsportveranstaltungen im In- und Ausland. Dabei waren durchaus nicht nur Erfolge am Berg zu verzeichnen, sondern auch bei Sprintrennen, bei für Sportwagen ausgeschriebenen Großen Preisen und anderen Rundstreckenrennen sowie bei Straßenrennen.

Mit dem SSK war die Entwicklung der Baureihe W 06 allerdings noch nicht zu Ende: das Evolutionsmodell SSKL (Super Sport Kurz Leicht) verhalf Rudolf Caracciola 1931 als erstem Nicht Italiener zum Gesamtsieg bei der „Mille Miglia“, dem legendären 1000-Meilen-Rennen von Brescia nach Rom und zurück.

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