Mercedes-Benz Rennwagen-Schnelltransporter, 1955

Mercedes-Benz Rennwagen-Schnelltransporter, 1955

Von den Anfängen des Motorsports bis in die frühen 1930er-Jahre war es weithin üblich, die Rennwagen auf eigener Achse an den Ort des Renngeschehens zu fahren. Erst ab dem Beginn der Silberpfeil-Ära im Jahr 1934 wurden die kostbaren Boliden mit dem Lkw zur Rennstrecke befördert. Einem schnellen Transport zum Zielort oder dem ebenso schnellen Rücktransport ins Werk zum Zwecke der Reparatur oder Überarbeitung stand dies natürlich entgegen, und so wurde in Untertürkheim bereits 1924 die Idee geboren, einen Rennwagen-Schnelltransporter auf Basis eines Hochleistungs-Personenwagens zu bauen.

30 Jahre nach der ersten Realisierung wurde diese Idee erneut aufgegriffen, und so konstruierte die Rennabteilung Anfang 1955 erneut einen Rennwagen-Schnelltransporter. Im Gegensatz zum 1924 verwendeten Fahrzeug, bei dem ein Fahrgestell des Pkw-Modells Mercedes 24/100/140 PS lediglich mit einer Rampe für Verladung und Transport versehen wurde, entstand diesmal eine vollkommen neue, futuristisch anmutende Konstruktion, die zum Teil jedoch ebenfalls vorhandene Komponenten aus dem Pkw-Programm verwendete.

Der Rahmen stammte vom Typ 300 bzw. 300 S, der Motor vom 300 SL, die Türen und die Frontscheibe vom Typ 180. Die avantgardistisch gestaltete Karosserie mit den – vor allem an der Vorderachse – ungewöhnlich groß bemessenen Überhängen wurde beim Karosserie- und Fahrzeugbauunternehmen Robert Friess KG aufgebaut, das in Malmsheim unweit von Stuttgart ansässig war und auch die im April 1955 erfolgte Fertigstellung des Fahrzeugs übernahm. Die mit fast 170 km/h mehr als respektable Höchstgeschwindigkeit und die imposante Erscheinung sorgten für Furore, wo immer das außergewöhnliche dunkelblau lackierte Fahrzeug in Erscheinung trat.

Seinen ersten öffentlichen Auftritt hatte der exotische Renntransporter am 22. Mai 1955 beim Großen Preis von Europa in Monaco und eine Woche später beim Internationalen Eifelrennen auf dem Nürburgring. Von diesem Zeitpunkt an war er bei zahlreichen Rennen der Formel-1-Weltmeisterschaft und der Sportwagen-WM im Einsatz, zuletzt bei der Targa Florio auf Sizilien, dem letzten Rennen, das Mercedes-Benz vor dem Ausstieg aus dem Motorsport bestritt.

Danach wurde das Fahrzeug noch einige Jahre bei Ausstellungen, vor allem in den USA, eingesetzt, ging anschließend zurück in die Versuchsabteilung, wobei es noch für den Transport historischer Rennwagen zu Ausstellungs- und Fahreinsätzen zum Einsatz kam und wurde 1967 verschrottet. Mehr als 30 Jahre später wurde das spektakuläre Fahrzeug im Auftrag der Fahrzeugsammlung von Mercedes-Benz auf Basis der vorhandenen Archivunterlagen in minutiöser Kleinarbeit originalgetreu nachgebaut und hat seitdem zahlreiche Auftritte bei Ausstellungen und Fahrveranstaltungen absolviert.

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