Das zweite Automobilrennen in Frankreich wurde nicht von einer Zeitung, sondern von einem zu diesem Zweck gegründeten Rennkommittee veranstaltet, aus dem dann der Automobile Club de France entstand. Die Aufgabe, der sich die Teilnehmer vom 11. bis 14. Juni 1895 stellen mussten, war ungleich ambitionierter als elf Monate zuvor und entsprach in der Gesamtdistanz fast bis auf den Kilometer dem Radrennen Paris – Brest – Paris. Zurückzulegen war die Strecke von Paris nach Bordeaux und zurück, insgesamt 1192 Kilometer, wobei die Fahrt von Paris nach Versailles als nicht gewerteter Korso stattfand. Entscheidend war am Ende die Geschwindigkeit bzw. die Zeit der Ankunft in Paris. Von den 46 gemeldeten Fahrzeugen gingen 23 in Versailles an den Start, darunter 6 mit Dampf- und 1 mit Elektroantrieb. Unter den 16 Fahrzeugen mit Benzinmotor waren 3 Motorräder, und von den 13 Benzin-Automobilen verfügten 8 über einen Motor „Système Daimler“, 2 waren Roger-Benz. Im Vergleich zum Vorjahr hatte Emile Levassor zwei Trumpfkarten im Ärmel: Diesmal waren nicht alle seiner Fahrzeuge mit dem Zweizylinder-V-Motor ausgerüstet, der auch Peugeot zur Verfügung stand: Neben den beiden Wagen, die schon Paris – Rouen gefahren waren, stattete er einen Zweisitzer, dessen Steuer er selbst übernahm, mit dem neuen, leichten und leistungsstarken Daimler-Phoenix-Motor aus. Für einen schweren Fünfsitzer, der 1800 kg auf die Waage brachte, steuerte Gottlieb Daimler einen 8 PS starken, ursprünglich als Bootsmotor konstruierten Vierzylinder bei. Dabei dürfte es sich um den ersten Einsatz eines Vierzylinder-Benzinmotors im Automobil gehandelt haben.
Innerhalb des im Reglement definierten Limits von 100 Stunden erreichten 9 Teilnehmer das Ziel – 1 Dampfwagen und 8 Benzin-Automobile, darunter die beiden Roger-Benz und 6 Fahrzeuge mit Daimler-bzw. Daimler-Lizenzbau-Motor. Der Erste war nach 48 Stunden und 48 Minuten Emile Levassor. Da sein Panhard & Levassor als Zweisitzer aber nicht den Ausschreibungsbedingungen entsprach, erhielt er trotz sechsstündigem Vorsprung vor dem – ebenfalls zweisitzigen – Peugeot von Koechlin nur den zweiten Preis in Höhe von 12.000 Francs. Der erste Preis von 30.000 Francs wurde dem ebenfalls mit einem Daimler-Lizenzmotor ausgerüsteten viersitzigen Peugeot von Louis Rigoulot zuerkannt, der mehr als elf Stunden nach Levassor durchs Ziel gefahren war – übrigens fast fünf Stunden vor dem ersten Benz, der wieder unter dem Namen des französischen Vertriebspartners Roger an den Start gegangen war. Der Dampf-Omnibus von Bollee erreichte nach einer Fahrzeit von gut 90 Stunden als letztes der neun Fahrzeuge das Ziel –41 Stunden und 15 Minuten nach der Ankunft von Emile Levassor. Nochmals gut dreizehneinhalb Stunden später – und damit fast vier Stunden über der reglementbedingten 100-Stunden-Grenze – kam der luftbereifte Wagen der Gebrüder Michelin in Paris an.
Ergebnis:
Pos. | Start-Nr. | Fahrer | Fahrzeug | Antrieb | Sitze | Zeit (h:m) | Preis |
1 | 5 | Emile Levassor / Charles d'Hostingue | Panhard & Levassor | Benzin (Motor Système Daimler) | 2 | 48:48 | II. Preis |
2 | 15 | Louis Rigoulot | Peugeot | Benzin (Motor Système Daimler) | 2 | 54:35 | III. Preis |
3 | 8 | Auguste Doriot | Peugeot | Benzin (Motor Système Daimler) | 4 | 59:49 | IV. Preis |
4 | 16 | Isaac / Paul Koechlin | Peugeot | Benzin (Motor Système Daimler) | 4 | 59:48 | I. Preis |
5 | 12 | Hans Thum | Benz | Benzin (Benz-Motor) | 4 | 64:30 | VI. Preis |
6 | 7 | Emile Mayade | Panhard & Levassor | Benzin (Motor Système Daimler) | 4 | 72:14 | V. Preis |
7 | 28 | M. Bélanger / Hippolyte Panhard | Panhard & Levassor | Benzin (Motor Système Daimler) | 5 | 78:07 | VII. Preis |
8 | 13 | Emile Roger | Benz | Benzin (Benz-Motor) | 4 | 82:48 | Zusatzpreis |
9 | 24 | Amédée Bollée | Bollée (Dampf-Omnibus) | Dampf | 6 | 90:03 | Zusatzpreis |
10 | 46 | Édouard Michelin / André Michelin | Michelin | Benzin (Motor Système Daimler) | 2 | ||
DNF | 6 | Marcel Prévost | Panhard & Levassor | Benzin (Motor Système Daimler) | 4 |