PKW4621 Viano-Großraumlimousinen der Baureihe 639, 2003 - 2010

Viano-Großraumlimousinen der Baureihe 639, 2003 - 2010

Im Juni 2003 präsentierte Mercedes‑Benz die Van-Familie Viano: Die Baureihe war sowohl Nachfolger der bisherigen V‑Klasse wie auch des Vito F und des Vito Marco Polo. Teil der integrierten Gesamtentwicklung waren zudem die neuen Kastenwagen und Kombi der Transporterbaureihe Vito. Die neuen Fahrzeugbaureihen deckten gegenüber ihren Vorgängern ein deutlich breiteres Anwendungsspektrum ab. Für den Viano standen zwei Radstände, (3200 Millimeter und 3400 Millimeter) drei Fahrzeuglängen (4748 Millimeter bis 5223 Millimeter) sowie vier Motorisierungen zur Verfügung. Als Aggregate waren zwei CDI-Dieselmotoren (80 kW/109 PS und 110 kW/150 PS) sowie zwei Sechszylinder-Benzinmotoren (140 kW/190 PS und 160 kW/218 PS) erhältlich, deren Leistung über Sechsgang-Schaltgetriebe beziehungsweise Fünfgang-Automatikgetriebe auf die Hinterachse übertragen wurde.

Das neue Design wies den Viano als typischen Vertreter der Mercedes‑Benz Fahrzeugfamilie aus. Gegenüber dem Vorgängermodell fiel die Linienführung im Profil deutlich dynamischer aus. Scheinwerfer, Grill, die Linie vom Stoßfänger zur Frontscheibe und der fließende Übergang in die Seitenelemente waren unverwechselbar. Das Fahrzeugheck wurde durch große, vertikal angeordnete Leuchten geprägt. Auch innen wartete das Fahrzeug mit einer völlig neuen Ausstattung auf und erfüllte die Wünsche des anspruchsvollen Fahrers.

Der Viano war ein Fahrzeug mit selbsttragender Karosserie in Integralbauweise, der Aufbau bildete einen gemeinsamen Trägerverbund mit dem Fahrzeugrahmen. Die beiden Radstände wurden durch unterschiedlich lange Längsträger hinten - ab der C‑Säule - erzeugt. Durch zwei unterschiedlich lange Überhänge hinten entstanden die insgesamt drei unterschiedlichen Fahrzeuglängen. Weitere Varianten bei der Karosserie ergaben sich durch die Schiebetüren - links beziehunsgweise links und rechts - sowie durch das Heckportal, das wahlweise mit Heckklappe oder Heckdrehtüren erhältlich war. Gerundete, glatte Übergänge sorgten in Verbindung mit den bündig eingeklebten Scheiben nicht nur für eine optische Einheit, sondern auch für den in dieser Klasse äußerst günstigen cw‑Wert von 0,33. Die weit öffnenden Fahrer- und Beifahrertüren waren wie die Schiebetür und die Heckklappe in gewichts- und steifigkeitsoptimierter Stahlblech-Sandwich-Bauweise ausgeführt. Die große, seitliche Schiebetür - 985 Millimeter breit und 1240 Millimeter hoch - erleichterte das Be- und Entladen auch von sperrigen Gegenständen. Sie konnte wie die Heckklappe über die Funkfernbedienung ver- und entriegelt werden; neu dabei war, dass die seitliche Schiebetür und die Heckklappe auch unabhängig von den Fronttüren ver- und entriegelt werden konnten. Die Heckklappe mit einem Öffnungswinkel von rund 90 Grad war beidseitig mit doppelt wirkenden Gasdruckfedern versehen, die sowohl zur Endbegrenzung des Öffnungswinkels dienten, als auch den Schließvorgang unterstützten. Die Heckklappe eignete sich auch zur Aufnahme eines als Zubehör erhältlichen Mercedes‑Benz Fahrradträgers.

Ein Höchstmaß an aktiver und passiver Sicherheit war eines der wichtigsten Themen bei der Entwicklung gewesen. So bot der Hinterradantrieb unter anderem eine verbesserte Traktion bei allen Beladungszuständen. Die Entscheidung für längs eingebaute Motoren eröffnete bereits in der Konstruktionsphase die Möglichkeit, die passive Sicherheit im Frontbereich weiter zu optimieren. Der Viano war serienmäßig mit vier Scheibenbremsen (vorne 300 Millimeter mal 28 Millimeter innenbelüftet, hinten 296 Millimeter mal 10 Millimeter massiv) ausgerüstet und besaß serienmäßig das Elektronische Stabilitäts-Programm ESP®. Darin waren die Funktionen des Anti-Blockier-Systems ABS, der Antriebs-Schlupf-Regelung ASR, einer elektronischen Bremskraftverteilung und eines hydraulischen Bremsassistenten integriert.

Dreipunkt-Sicherheitsgurte waren auf allen Plätzen Standard. Für Fahrer und Beifahrer gehörten Gurtstraffer und Gurtkraftbegrenzer ebenso zur Serienausstattung wie der Fullsize-Airbag am Fahrerplatz und je nach Fahrzeugausführung auch für den Beifahrer. Auf Wunsch waren darüber hinaus Doppelairbags für die Beifahrerseite und Windowbags lieferbar, in Verbindung mit optionalen Komfortsitzen waren auch die neuen Thorax-Sidebags zu haben.

Von April 2004 an gab es den Viano auf Wunsch auch mit Windowbags für Fahrer und Beifahrer. Diese Airbags legten sich bei einem Seitenaufprall wie ein schützender Vorhang von innen vor das Seitenfenster und bewahrten den Kopf von Fahrer und Beifahrer vor Verletzungen.

Dank der vorbildlichen Ergonomie der Instrumententafel und der logischen Anordnung der Bedienelemente fand sich der Fahrer im Viano sofort zurecht. Der handliche Wähl- oder Schalthebel des Getriebes war in die Mittelkonsole integriert. Im Blickfeld befand sich das Kombiinstrument mit klar erkennbaren Anzeigen. Optional lieferbar war das Multifunktionslenkrad, das in der Ausstattungslinie AMBIENTE zum Serienumfang zählte. Die reichhaltige Serienausstattung konnte auf Wunsch durch weitere Elemente wie Ledersitze, Standheizung sowie verschiedene Radio- und Navigationssysteme erweitert werden.

Im Passagierraum erlaubte ein praktisches Schienensystem mit 25‑Millimeter-Rastung die Aufnahme, Längsverschiebung und die variable Justierung von Sitzen und Bänken. Dabei waren die Einzelsitze wie auch die Sitzbänke segmentweise klapp- und nach vorne kippbar. Die Ausrichtung der Sitzplätze war frei wählbar und ermöglichte auch eine Vis-à-vis-Anordnung.

Mit den Design- und Ausstattungslinien TREND, FUN und AMBIENTE standen dem Kunden Fahrzeuge zur Auswahl, die auf die Bedürfnisse von Familien, die Nutzung in der Freizeit oder im Businessbereich zugeschnitten waren. Das voll alltagstaugliche Reisemobil MARCO POLO ergänzte das Produktangebot. Ob alltags‑, freizeit- oder luxusorientiert: kombiniert mit den Fahrzeuglängen ergab sich ein äußerst variantenreiches Produktprogramm. Zusätzlich konnte der Kunde aus den Ausstattungspaketen Business, Life und Bike eine je nach Einsatzgebiet zweckmäßige Kombinationen an Sonderausstattungen wählen.

Viel Wert wurde auf ein Ablagesystem gelegt, das den zahlreichen unterschiedlichen Kundenwünschen gerecht wird. Neu war ein oben auf der Instrumentenanlage platziertes Ablagefach mit Deckel, das sogar Din-A4-Formate aufnehmen konnte - wichtig vor allem bei den variablen Einsatzmöglichkeiten des Viano. Weitere Ablagen befanden sich links unter dem Lichtdrehschalter, im unteren Bereich der Instrumententafel und im Bereich des Radios. Dazu kam das 11 Liter große, abschließbare Handschuhfach mit Stiftehalterung und integrierter Aufbewahrungsmöglichkeit für den Zigarettenanzünder. Beifahrerseitig war ein Cupholder montiert, ebenso in der großzügigen Mittelkonsole, die zum Beispiel auch eine Kassettenbox oder einen CD-Einsatz aufnehmen konnte. Ein Brillenfach in der Dachbedieneinheit und große Fächer in Fahrer- und Beifahrertür, auch zur Aufnahme einer 1,5‑Liter-Flasche geeignet, rundeten das Angebot an Ablagemöglichkeiten vorne ab. An der Konsole des Fahrersitzes war eine Pompadourtasche angebracht. In einer Styroporbox im Bereich der hinteren Seitenverkleidung war das Bordwerkzeug verstaut. Die Ausführungen FUN und MARCO POLO verfügten über ein herausziehbares Fach in der Bettverlängerung. Im Fahrgastraum befanden sich herausklappbare Multifunktionseinheiten mit Getränkedosenhalter, Aschenbecher und einer Aufnahme für Getränkebecher beziehungsweise - im Heckbereich - mit einer 12‑Volt-Steckdose.

Die Ausführungen TREND, AMBIENTE und MARCO POLO waren serienmäßig mit der Klimaanlage THERMATIK ausgestattet. Neben einem fünfstufigen Gebläse verfügte sie über eine automatische Temperaturregelung, Staub-/Aktivkohlefilter und Motor-Restwärmeausnutzung. Als Sonderausstattung konnte die Klimaautomatik THERMOTRONIK geordert werden, bei der neben einem stufenlos geregelten Gebläse auch Luftmenge und Luftverteilung automatisch reguliert werden. Der Fahrgastraum wurde durch eine so genannte Weitwurfdüse mit seitlichen Ausströmern sowie einen mittigen Bodenluftkanal erreicht. TREND und AMBIENTE waren zusätzlich mit einer Heckheizung ausgestattet, die bei den anderen Ausführungen als Zusatzausstattung erhältlich war. Hierbei handelte es sich um einen Wärmetauscher mit dreistufigem Gebläse, der in den Wasserkreislauf des vorderen Heizgerätes integriert war. Die Regelung erfolgte über ein Bedienrad im Fond. Auf Wunsch konnte für den Fondbereich auch eine Heckklimaanlage geordert werden, die stets für komfortable Temperaturen sorgte. Lüftungskanäle im Dachhimmel entlang der Fenster mit vier einstellbaren Düsen sorgten für wirkungsvolle indirekte Klimatisierung der Fondpassagiere.

Neu war das System SOUND 40 PRO mit integriertem Navigationssystem und Internetzugang über das Mercedes‑Benz Portal. Dieses innovative Kommunikationscenter bot Zugriff auf E-Mail, Fax und SMS sowie auf zahlreiche Dienste besonders im Bereich der Verkehrsinformation. Gerade dem beruflichen Nutzer boten sich dadurch wichtige Kommunikationsmöglichkeiten, auf die er bisher im Auto verzichten musste. Daneben standen für den Viano auch andere aus den Mercedes-Benz Pkw-Baureihen bekannte und bewährte Radios und Navigationseinrichtungen wie das COMAND-System zur Verfügung.

Ein Maximum an Komfort - so hieß die Devise für den Viano ab Modelljahrgang 2005. Eine neue Spitzenmotorisierung mit 170 kW (231 PS) bildete die Grundlage für herausragende Fahrleistungen. Rear Seat Entertainment (RSE) mit moderner Unterhaltungselektronik stand nun den Fahrgästen zur Verfügung und mit der Sprachsteuerung LINGUATRONIC gehorchten viele Funktionen des Viano fortan aufs Wort. Der neue V6-Benzinmotor M 112 E 37 mit 3,7 Liter Hubraum löste den Vorgängermotor mit 3,2 Liter Hubvolumen und 160 kW (218 PS) ab. Ergebnis waren nochmals gesteigerte, souveräne Fahrleistungen. So beschleunigte der neue Top-Motor den Viano TREND kompakt bei Bedarf in nur 9,1 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit belief sich auf 200 km/h. Im Alltagsbetrieb wichtig war das enorme maximale Drehmoment des kraftvollen Sechszylinders von 345 Newtonmeter bei 2500 bis 4500/min und seine damit verbundene enorme Durchzugskraft und Elastizität. So benötigte der Viano TREND kompakt mit dem Spitzentriebwerk nur 6,1 Sekunden von 60 auf 100 km/h - ein wesentlicher Sicherheitsfaktor zum Beispiel beim Überholen auf Land- und Bundesstraßen. Der kraftvolle Auftritt ging mit einer weiter erhöhten Laufruhe einher. Die Kraftübertragung des Motors übernahm unverändert ein Fünfgang-Automatikgetriebe.

Rear Seat Entertainment (RSE) hieß ein weiteres Kennzeichen der neuen Modellgeneration. Es stand für eine harmonisch ins Dach integrierte Konsole mit DVD-Abspielgerät und einem klappbaren Bildschirm. Dieser TFT-Bildschirm mit 7 Zoll Bildschirmdiagonale im Format 16:9 war elektrisch ausfahrbar und seitlich schwenkbar. Der Blinkwinkel von 130 Grad ermöglichte gute Sicht von allen Plätzen in der zweiten und dritten Sitzreihe des Viano. In die RSE-Konsole im Dach waren auch die Lautsprecher integriert. In Verbindung mit COMAND-System wurde der Ton außerdem über die Fahrzeug-Lautsprecher übertragen. Sollte der Fahrer nicht gestört werden, konnten auch vier Kopfhörer per Kabel oder unbegrenzt viele Infrarot-Kopfhörer angeschlossen werden. Ein AV-Videoeingang sowie eine 12‑V-Steckdose erlaubten überdies den Anschluss einer weiteren Videoquelle oder das Benutzen von Spielkonsolen. Auf Wunsch war mit Hilfe eines Antennensystems auch ein mobiler Fernsehempfang möglich. Die Fahrgäste konnten sämtliche RSE-Funktionen entweder über eine Infrarot-Fernbedienung oder über Tastenfelder in der RSE-Konsole bedienen.

Analog zu den Pkw von Mercedes‑B enz hielt die Sprachbedienung LINGUATRONIC nun auch im Viano Einzug. Je nach Ausstattung des Fahrzeugs konnte der Fahrer folgende Systeme per Sprachbedienung steuern: Autotelefon, Radio, CD-Spieler, CD-Wechsler, Kassettendeck, Navigationssystem und Fernseher. LINGUATRONIC wurde über einen Hebel an der Lenksäule eingeschaltet. Ein Mikrofon in einer Bedienungseinheit unter dem Dach nahm die Sprachbefehle des Fahrers auf. Das System übermittelte einerseits Kommandos, die unabhängig vom Sprecher eingegeben wurden. Andererseits bestand die Möglichkeit, abhängig vom Sprecher zuvor definierte Namen oder Funktionen einzugeben. LINGUATRONIC bedeutete ein weiteres Stück Sicherheit im Viano, da es gewährleistete, dass die Hände des Fahrers bei zahlreichen Bedienfunktionen am Lenkrad bleiben konnten.

Als erste Fahrzeuge ihres Segments waren die Varianten mit Dieselmotor vom Spätsommer 2004 an mit Partikelfilter bestellbar. Den Partikelfilter gab es zunächst für Viano 2.0 CDI (80 kW/109 PS) und Viano 2.2 CDI (110 kW/150 PS). Die Auslieferungen begann im Januar 2005. Der Mehrpreis des Partikelfilters belief sich auf 695 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer. Das neue System zur Abgasreinigung bestand aus einer Kombination von Oxidationskatalysator und Siliziumcarbid-Partikelfilter. Temperatur- und Drucksensoren überwachten den Beladungszustand des Filters. Die Regeneration des Filters erfolgte durch eine kontrollierte Verbrennung der gefilterten Partikel in bestimmten Abständen. Hierfür wurde die Abgastemperatur auf mehr als 580 Grad Celsius angehoben. Dies erfolgte entweder automatisch bei hoher Motorlast und Drehzahl, oder durch eine gezielte Nacheinspritzung von Dieselkraftstoff. Für die Regeneration des Filters waren keine Zusatzstoffe (Additive) erforderlich. Ein Filtertausch war im Rahmen der Wartungsintervalle nicht notwendig.

Mit der Studie Viano Activity lotete Mercedes‑Benz auf der IAA‑Nutzfahrzeuge im September 2004 in Hannover das Interesse an Fahrzeugen aus, die klassische Wege verlassen und auf neuen Routen in die Zukunft fahren. Gleichzeitig verband der Viano Activity die unterschiedlichen Automobilkulturen aus Europa und Amerika. Der Viano Activity führte Beruf, Alltag und Freizeit zusammen - ideal für sportlich aktive Menschen, die ein geräumiges und nützlich-multifunktionales Fahrzeug benötigten. Gleichermaßen unterstrich die Studie die Vielfalt und Möglichkeiten des Viano. Das emotionale Design nahm die dynamische Linie des Viano auf und führte sie weiter. So erinnerte die markante Bugschürze an Offroad-Fahrzeuge und drückte ebenso die Neigung zu Outdoor-Aktivitäten aus wie die geriffelten Aluminium-Paneele entlang der Türen und der Bordwände. Die Fahrgäste im Fond stiegen bequem durch breite Schiebetüren ein - eine Innovation im Segment der Pick-ups. Dies galt auch für die Variabilität der Ladefläche: war die Gesamtlänge im üblichen Fahrzustand auf die stadttauglichen 4,99 Meter begrenzt, so streckte ein Ausschub den Viano Activity bei Bedarf auf 5,70 Meter. Der Innenraum verband die Eigenschaften geräumig, nützlich, schick. Geräumig war das Platzangebot, nützlich die Multifunktionalität der vorderen Drehsitze, die sich mit den Plätzen im Fond zu einer Vierer-Sitzgruppe einschließlich eines ausklappbaren Tisches arrangieren ließen. Schick wiederum stand für lavarote Ledersitze, die beim Viano Activity die Wertigkeit natürlicher Materialien betonten. Das Glasschiebedach sowie vor allem die schwenkbare Fahrerhaus-Rückwand mit Fenster verbanden automobile Indoor- und Outdoor-Aktivitäten. Für die Dynamik der Studie stand der Antrieb durch einen kultivierten V6‑Benziner mit 170 kW (231 PS). Hinzu kamen 19‑Zoll-Räder und Breitreifen.

Auch unter widrigen Verhältnissen jederzeit souverän und sicher das Ziel erreichen, dies ermöglichte der Viano 4MATIC mit Allradantrieb, der im Herbst 2005 auf der Internationalen Automobil-Ausstellung in Frankfurt/Main seine Weltpremiere erlebte. Mit dem Viano 4MATIC waren bis zu acht Personen in Alltag und Freizeit bei schwierigen Straßen- und Witterungsverhältnissen sicher unterwegs. Der Viano 4MATIC bot einen permanenten Allradantrieb, der die Kraft im normalen Fahrbetrieb auf griffigem Untergrund im Verhältnis von 35:65 auf Vorder- und Hinterachse verteilte. Der fahrdynamische Vorteil des hinterradgetriebenen Viano blieb damit beim Viano 4MATIC nicht nur erhalten, er wurde sogar verstärkt. Das Verteilergetriebe des Viano 4MATIC war direkt am Hauptgetriebe angeflanscht. Den Vorderachsantrieb hatten die Entwickler sehr kompakt gehalten, seine Ölfüllung war auf große Lebensdauer ausgelegt. Der Achsantrieb war ebenso wartungsfrei wie die zusätzlichen Antriebswellen der Vorderachse. 4ETS ersetzte Differenzialsperren, integriert in das ESP®. Anstelle von Differenzialsperren kamen beim Viano 4MATIC das Elektronische Traktions-System 4ETS zum Einsatz. Verloren eines oder mehrere Räder auf rutschigem Untergrund die Traktion, bremste 4ETS die durchdrehenden Räder automatisch und individuell mit kurzen Impulsen ab und erhöhte im gleichen Maße das Antriebsmoment an den Rädern mit guter Traktion. Dieser automatische Bremseingriff konnte die Wirkung von bis zu drei Differenzialsperren simulieren. 4ETS war in das für alle Modelle des Viano serienmäßige Elektronische Stabilitäts-Programm ESP® integriert, dessen Regelung speziell an den Allradantrieb angepasst wurde. Der Viano 4MATIC wurde in den zwei Motorvarianten CDI 2.0 (80 kW/109 PS) und CDI 2.2 (110 kW/150 PS) geliefert, die sich mit ihrem kraftvollen Drehmoment und entsprechend hoher Durchzugskraft auch auf unwegsamem Untergrund bewährten. Alternativ zum serienmäßigen Sechsgang-Schaltgetriebe war ein Fünfgang-Automatikgetriebe lieferbar. Der Viano 4MATIC bot serienmäßig einen Dieselpartikelfilter und entsprach dem Abgasstandard EU 4/III. Fahrleistungen und Kraftstoffverbrauch des Viano 4MATIC unterschieden sich nur geringfügig vom Viano mit Hinterradantrieb. So beschleunigte der Viano 2.2 CDI in 14,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 177 km/h. In Anbetracht von Fahrleistungen, Traktion und Fahrzeuggröße lag der Verbrauch von nur 9,6 Liter pro 100 Kilometer im Norm-Drittelmix sehr günstig. Zwar wollte der Viano 4MATIC nicht die Ansprüche an einen vollwertigen Geländewagen erfüllen, doch schreckte er keinesfalls vor leichteren Offroad-Fahrten zurück. In der Variante mit kurzem Radstand und kurzem Überhang lag der Rampenwinkel bei 19 Grad, der Böschungswinkel betrug 20/28 Grad (vorn/hinten) und die Bodenfreiheit belief sich auf rund 150 Millimeter vorn und 210 Millimeter hinten. Auch überraschte der Viano 4MATIC als Kletterkünstler: Er besaß, abhängig von Antrieb und Fahrzeugvariante, eine bis zu 20 Prozent verbesserte Steigfähigkeit.

Von Februar 2007 an konnte das Sondermodell FUNCTION mit den wirtschaftlichen und durchzugsstarken Vierzylinder-Dieselmotoren als Viano CDI 2.0 oder CDI 2.2 bestellt werden. Die beiden Dieselmotoren mit moderner Piezo-Einspritztechnik lieferten 85 kW (116 PS) und 110 kW (150 PS) und waren beide mit serienmäßigem Rußpartikelfilter ausgestattet. Das fünfsitzige Sondermodell fasste Merkmale der Ausstattungslinie FUN und TREND zusammen und kombinierte sie zu einem Viano, der speziell Familien ansprach. In zwei verschiedenen Längen war der Viano FUNCTION erhältlich: In der langen Version mit einer optionalen zweiten Sitzbank fanden bis zu acht Personen Platz. Alle Sitzplätze waren mit Dreipunkt-Sicherheitsgurten und Isofix-Kindersitzbefestigungen ausgestattet. Die verschiebbare Dreiersitzbank in der ersten Fahrgastreihe und der pflegeleichte Bodenbelag luden zum Transport von Personen und jeder Menge Gepäck ein. Mit den optional drehbaren Frontsitzen sowie einem einsteckbaren Tisch konnte das Picknick der Familie auch einmal im Fahrzeug stattfinden. Die Sicherheitsausstattung ließ keine Wünsche offen. Serienmäßig verfügte der Viano FUNCTION über Fahrer- und Beifahrerairbag, das ESP® der neuesten Generation beinhaltete ABS, ASR, BAS (Bremsassistent) und EBV (Elektronische Bremskraftverteilung). Einige weitere Ausstattungswünsche wie beispielsweise Metallicfarben, Parktronic und Automatikgetriebe waren mit dem Sondermodell kombinierbar.

Da der Viano auch häufig als Taxi eingesetzt wurde, bot Mercedes‑Benz ein spezielles Taxi-Paket an, mit dem der Arbeitsplatz Taxi optimal auf die Bedürfnisse der Fahrer und der Passagiere abgestimmt war. Taxameter und Funkgerät konnten Platz sparend und leicht zugänglich eingebaut werden. Die Verkabelung für Taxameter, Funkgeräte, Kartenlesegeräte, Steckdose und das Wegstreckensignal gehörten ebenso zum Paket wie eine Motor-Restwärmeanlage, die Fahrtpausen bis etwa 30 Minuten angenehmer machte. Ein Taxi-Dachzeichenanschluss und eine Funk-Freisprechanlage konnten installiert werden. Die ab 2007 für den Viano erhältliche umfangreiche Ausstattung „ Taxi-Spezialpaket" enthielt das komplette Taxipaket, das Automatikgetriebe, die 3er Komfort-Sitzbank für die 1. und 2. Reihe, die Klimaanlage im Fond, das Radio Sound 5 mit 2-Wege-Lautsprecher für vorne und hinten sowie eine Heizung für den Fahrersitz. Der Paketpreis für den Viano betrug 3.000 Euro.

In Verbindung mit Anhängervorrüstung oder Anhängerkupplung stabilisierte vom Sommer 2007 an die ESP®-Anhängerstabilisierung das Gespann aus Viano und Anhänger und baute über automatische Bremseingriffe gefährliche Pendelschwingungen ab. Die Anhängerstabilisierung erkannte den Anhänger, wenn der elektrische Anschlussstecker beim Ankuppeln mit dem Zugwagen verbunden war. Die Wirkungsweise war unabhängig vom verwendeten Anhänger, auch kleine Anhänger wurden berücksichtigt. Die ESP®-Anhängerstabilisierung war eine Zusatzfunktion des Elektronischen Stabilitäts-Programms ESP® und nutzte dessen Sensoren. Mit Hilfe des Gierratensensors erkannte es Bewegungen um die Hochachse des Fahrzeugs und leitete mit aktiven Bremseingriffen Gegenmaßnahmen ein. Es gab keine Zusatzsensorik am Anhänger oder an der Anhängerkupplung. Die Anhängerstabilisierung ging dabei wie folgt vor: Wurde ein Schlingern erkannt, wurden die Räder an der Vorderachse abgebremst und gleichzeitig erfolgte eine Reduzierung des Motordrehmoments. Bei mehreren aufeinanderfolgenden Eingriffen wurden die Schwellen aufgeweitet und der notwendige Bremseingriff entsprechend stärker. Die stärkeren Bremseingriffe führten dann zu einer deutlichen Reduzierung der Fahrgeschwindigkeit. Dadurch wurde dem Fahrer die Gefahr des schlingernden Anhängers signalisiert und er wurde darauf hingewiesen, dass er sich zu häufig im kritischen Geschwindigkeitsbereich aufhielt. Dank seiner sensiblen Wirkungsweise wirkte die ESP®-Anhängerstabilisierung dem Entstehen kritischer Pendelschwingungen bereits im Ansatz entgegen und konnte sie vielfach bereits mit sanften Regeleingriffen an der Vorderachse unterbinden - ein deutlicher Gewinn an Sicherheit und Komfort. Die ESP®-Warnleuchte in der Armaturentafel zeigte dem Fahrer den Regeleingriff an.

Die vorbildliche Sicherheits-Ausstattung wurde anlässlich des Internationalen Caravan Salons 2008 in Düsseldorf nochmals um das so genannte adaptive Bremslicht erweitert, ein blinkendes Notbremssignal. Betrug der Pedaldruck bei Geschwindigkeiten oberhalb von 50 km/h mehr als 75 Prozent seines Maximalwerts, so interpretierte der serienmäßige Bremsassistent BAS dies als Gefahrenbremsung und aktivierte das adaptive Bremslicht. Die Bremslichter blinkten dann für die Dauer des kritischen Bremsvorgangs, anstatt statisch zu leuchten. Das Blinken der Bremslichter erhöhte die Aufmerksamkeit nachfolgender Verkehrsteilnehmer und konnte damit Auffahrunfälle verhindern.

Neben neuen Sitzen, die sich für Fahrer und Beifahrer durch eine um 25 Millimeter nach unten gerückte Sitzposition auszeichneten, gab es für den Viano nun auch eine dritte Gewichtsvariante mit 3,05 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht, die technisch durch Verstärkungen an Rohbau und Hinterachse realisiert wurde.

Eine umfangreiche Modellpflege im Juli 2010 brachte dem Viano umfangreiche Verbesserungen. So startete er in seinen nächsten Lebenszyklus, um den Erfolg der Baureihe fortzusetzen.

Mercedes-Benz Viano
00029447
Mercedes-Benz Viano
Mercedes-Benz Vito und Viano
Rheingau
00029449
Mercedes-Benz Vito und Viano
Mercedes-Benz Viano (Baureihe 639), 2003
A2003F4381
Mercedes-Benz Viano
Mercedes-Benz Viano 4MATIC, Baureihe 639, 2005
D24587
Mercedes-Benz Viano 4MATIC
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