Benz 60 PS Targa-Florio-Rennwagen, 1907

Benz 60 PS Targa-Florio-Rennwagen, 1907

Während die Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG) mit ihren Mercedes Rennwagen von Erfolg zu Erfolg eilte, kämpfte das ab 1904 bei Benz & Cie. neu installierte Konstrukteurs-Trio Fritz Erle, Louis de Groulart und Hans Nibel um den Anschluss an die Konkurrenten aus Untertürkheim. In den Jahren 1904 und 1905 gab es werkseitig kein Motorsportengagement und dementsprechend auch keine nennenswerten Erfolge, aber 1906 wurde ein neuer Hochleistungsrennwagen entwickelt, dessen Auslegung und technische Spezifikationen ihn zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten der Mercedes machten.

Der Benz 60 PS Rennwagen war mit einem leicht langhubigen Vierzylinder ausgerüstet, der aus gut 8,9 Liter Hubraum eine Spitzenleistung von 60 PS/44 kW bereitstellte. Ein 4-Gang-Getriebe übernahm die Kraftübertragung, die zur Hinterachse – im Unterschied zum Benz 60 PS Parsifal-Rennwagen – nicht per Kardanwelle, sondern beidseitig mittels Kette bewerkstelligt wurde. Der Benz Rennwagen wird in einigen Quellen auch als 38/60 PS bezeichnet, wobei die erste Zahl die sogenannten Steuer-PS bezeichnete - eine ausschließlich hubraumabhängige Größe, die die Höhe der ab 1906 erhobenen Kraftfahrzeugsteuer im Deutschen Reich bestimmte und ab 1909 bei Serienfahrzeugen zum verpflichtenden Teil der Typenbezeichnung wurde.

Der erste Einsatz des Wagens war im April 1907 die Targa Florio auf Sizilien, ein im Vorjahr zum ersten Mal ausgetragenes Rennen. Dieses war nach seinem Stifter, dem sizilianischen Geschäftsmann und Großgrundbesitzer Vincenzo Florio, benannt und galt als anspruchsvollste und wohl prestigeträchtigste Prüfung des damaligen Motorsports. Die Benz Mannschaft umfasste drei Fahrer, den ebenso erfahrenen wie schnellen Fritz Erle, Paul Spamann und Herzog Clemens von Bojano. Während Erle nach 9:11:15 h im Gesamtklassement mit Rang 15 die beste Einzelplatzierung mit dem 60 PS Rennwagen erreichte – ein eher enttäuschendes Ergebnis –, wurde die geschlossene Teamleistung mit dem Mannschaftspreis in der Wertung „Gleichmäßigkeit“ belohnt. Spamann auf Platz 17 und von Bojano auf Rang 24 hatten die Zuverlässigkeit ihrer Benz Rennwagen auf dem materialmordenden Madonie-Kurs eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

Nach dieser wenig spektakulären Bilanz des ersten Einsatzes bildete der 60 PS Rennwagen die Basis für weitere Rennerfolge des Benz Teams. Dafür wurde er mit einem neuen Motor ausgerüstet, der nach einer Reduzierung des Hubraums auf knapp unter 8 Liter der sogenannten Kaiserpreisformel entsprach. Das Debüt der weiterentwickelten 60 PS Rennwagen fand im Juni 1907, weniger als zwei Monate nach der Targa Florio, beim Kaiserpreisrennen statt, das über eine Distanz von 117 km im Taunus ausgetragen wurde. Auch wenn dem Benz Team dabei kein Glück beschieden war, erzielte der Benz 60 PS Rennwagen 1907 noch einige Rennerfolge. 

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