Mercedes-Benz 300 SLS (W 198), 1957

Mercedes-Benz 300 SLS (W 198), 1957
Rennsportwagen für die Amerikanische Sportwagen-Meisterschaft, entwickelt aus dem Serien-Sportwagen

Als Nachfolger des „Gullwing“ debütierte im März 1957 eine Roadster-Version des 300 SL, wie sie der Importeur und Vertriebspartner Max Hoffman von Beginn an gefordert hatte. Ermöglicht wurde dieses Modell durch eine Überarbeitung des Gitterrohrrahmens, der sich nun im Einstiegsbereich niedriger präsentierte und dadurch der Verwendung normaler, seitlich öffnender Türen nicht mehr entgegenstand. Obwohl noch immer sehr leistungsstark, hatte der Roadster einen anderen Charakter als sein Vorgänger: Weniger spartanisch-sportlich orientiert als der „Gullwing“, war er stärker auf Komfort ausgelegt – ein Aspekt, der auch in seinem höheren Gewicht zum Ausdruck kam.

Für eine Motorsportkarriere erschien der Roadster also wenig geeignet, was nach dem im Oktober 1955 verkündeten offiziellen Ausstieg von Daimler-Benz aber nicht als Handicap gesehen wurde. Dass es dennoch anders kam, lag vor allem an den Vertriebsaktivitäten in den USA. Als zukünftiger Vertriebspartner kristallisierte sich gegen Ende 1956 die Firma Curtiss-Wright heraus - seinerzeit ein US-amerikanischer Hersteller von Flugzeugantrieben, der kurz zuvor ein Joint Venture mit der kränkelnden Studebaker-Packard Corporation eingegangen war. Der neue Partner erwartete von Daimler-Benz ein Motorsportengagement in den USA, um die Rennerfolge des Stuttgarter Unternehmens für die Verkaufsförderung der Mercedes-Benz Fahrzeuge nutzen zu können.

Ende November 1956 erklärte sich der Daimler-Benz Vorstand damit einverstanden und beschloss, zwei modifizierte 300 SL Roadster für Renneinsätze bereitzustellen. So entstand eine grundlegend überarbeitete, intern als 300 SLS (SL Special) bezeichnete Sonderausführung. Erforderlich war diese Weiterentwicklung, um den Roadster durch ein günstigeres Leistungsgewicht konkurrenzfähig zu machen. Die Serienversion wäre auch deshalb nicht in Frage gekommen, weil es der „Sports Car Club of America“ ablehnte, das brandneue Modell schon für die Saison 1957 in der „Standard Production“-Kategorie zuzulassen, da ein Erreichen der für die Homologation erforderlichen Stückzahl von 150 produzierten und verkauften Fahrzeugen nicht zu erwarten war.

Um in der einzigen alternativ möglichen Rennsport-Kategorie D nicht chancenlos zu sein, wurde der serienmäßige Roadster nach allen Regeln der Kunst abgespeckt. Dazu gehörten die Verwendung einer Aluminiumkarosserie, der Verzicht auf Stoßstangen, ein leichterer Motor mit Aluminium-Motorblock und verschiedenen gewichtsreduzierten Bestandteilen, ein Kupplungsgehäuse aus Elektron, aus Aluminium gefertigte Komponenten wie Tank, Zusatztank und Lenksäule, ein Rennwagen-Lenkrad, eine Auspuffanlage mit seitlichem Austritt und eine speziell angefertigte Cockpitverkleidung mit einer kleinen Rennscheibe. Gewichtserhöhend schlug lediglich der Überrollbügel hinter dem Fahrersitz zu Buche. Am Ende brachte der SLS fahrfertig nur 1040 Kilogramm auf die Waage – 290 Kilogramm weniger als ein serienmäßiger Roadster.

Der Motor wog nach der Erleichterungskur nur noch 184,5 Kilogramm – ebenfalls eine sehr deutliche Einsparung gegenüber den 256 Kilogramm des Serienmotors mit Graugussblock. Mit größeren Ventilen, optimierten Brennräumen, einer höheren Verdichtung und zwei seitlich herausgeführten einzelnen Auspuffrohren gelang es, die Motorleistung auf 235 PS/173 kW bei 5900/min zu steigern. Dennoch war der Rennmotor ein Ausbund an Zuverlässigkeit: Bei den 16 zur Meisterschaft zählenden Rennen der Saison 1957, an denen O’Shea mit dem SLS teilnahm, waren neben fünf Siegen, sechs zweiten Plätzen und einem vierten Plätzen nur vier Ausfälle zu verzeichnen, keiner davon infolge eines Motorenproblems. Am Ende gewann Paul O'Shea zum dritten Mal in Folge die amerikanische Sportwagenmeisterschaft in der Kategorie D mit deutlichem Vorsprung vor der Konkurrenz.

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