PKW3081 200 (W 21), 1933 - 1936

200 (W 21), 1933 - 1936

Eineinhalb Jahre nach der Vorstellung des Mercedes-Benz 170, der mit seinem Schwingachsfahrwerk nicht nur innovativ, sondern auch erfolgreich war, folgte bereits der nächste Schritt in der Erneuerung des Pkw-Programms. Auf der Internationalen Automobil- und Motorrad-Ausstellung in Berlin debütierten im Februar 1933 gleich drei neue Modelle: die Typen 200 (W 21), 290 (W 18) und 380 (W 22). Der Typ 200 (W 21) war nichts anderes als eine leistungsstärkere und etwas geräumigere Version des 170. Eine 5 mm größere Bohrung brachte das Triebwerk auf zwei Liter Hubraum und führte zu 40 PS Motorleistung - 8 PS mehr als beim 170. Der Radstand war gegenüber dem kleineren Bruder 100 mm länger. Das technische Konzept sowie Karosserieauswahl und -gestaltung entsprachen im wesentlichen dem Typ 170. Der 200 ersetzte den Typ Stuttgart 200, der mit seinem Starrachsfahrwerk mittlerweile nicht mehr zeitgemäß war. Das repräsentative Auftreten seines Vorgängers besaß der niedrige Schwingachswagen mit seinem zierlichen Erscheinungsbild aber nicht.

1933 war die Karosserieauswahl noch bescheiden. Sie bestand aus der 4-türigen Limousine mit angebautem Koffer, die auf Wunsch mit einem Rolldach aus eigener Fertigung geliefert wurde, aus dem Cabriolet C und einem 2-sitzigen Roadster in Spezial-Ausführung. Das Design wirkte mit seinen relativ eckigen Formen und dem flachen Kühler noch recht steif.

Bereits zu seinem zweiten Modelljahr ab Februar 1934 erfuhr der Typ 200 eine deutliche Aufwertung. Der flache Kühler mußte einer stilistisch gefälligeren Ausführung weichen, deren dezente Keilform für Jahrzehnte das Gesicht der normalen Personenwagen von Mercedes-Benz prägte. Die Auswahlliste der Aufbauten wurde erweitert. Außer dem Cabriolet A ergänzten zwei 4-sitzige Tourenwagen das Programm: ein Zweitürer mit Fremdaufbau und ein Viertürer mit Sindelfinger Karosserie. Roadster und Cabriolet A wurden mit einem Radstand von 2600 mm geliefert, der dem Wert des 170 (W 15) entsprach und gegenüber den 4-sitzigen Varianten 100 mm kürzer war. Mit einem Preis von RM 7.800,- war das Cabriolet A die teuerste Variante des Typ 200.

Als Glücksfall erwies sich die zusätzliche Aufnahme einer verlängerten Ausführung mit einem Radstand von 3050 mm. Dieses Grundmaß blieb bis zum Typ 300 von 1951 die Basis für großzügige Limousinen. Mit dem längeren Radstand waren das 4-sitzige Cabriolet B und drei 6-sitzige Karosserievarianten lieferbar: neben Pullman-Limousine und Pullman-Landaulet gab es noch einen offenen Tourenwagen, der zunächst mit Fremdaufbau, ab Juni 1934 jedoch mit Sindelfinger Karosserie angeboten wurde. Da sich das Raumangebot der Pullman-Limousine besonders für den Taxibetrieb eignete, entwickelte man auf dieser Basis ein spezielles Taxifahrzeug, das, dem damaligen Sprachgebrauch entsprechend, Droschke genannt wurde.

Im Februar 1935, ein Jahr nach Einführung der verlängerten Ausführung, wurden die Verkaufspreise der beiden Fahrgestelle und der meisten Karosserievarianten gesenkt. Zusätzlich erweiterten drei neue Aufbauvarianten auf dem langen Fahrgestell die Karosseriauswahl. Eine 4/5-sitzige Limousine mit vier Türen sollte dem gestiegenen Raumbedarf zahlreicher Kunden Rechnung tragen. Für avantgardistisch orientierte Interessenten wurde eine Stromlinien-Limousine angeboten, die sich in progressivem Design und gediegener Ausführung präsentierte, aber einen Mehrpreis von RM 3.700,- erforderte. In preislich noch höheren Regionen bewegte sich das ebenfalls neue "Spezial-Cabriolet A in Sonderausführung", das mit RM 11.500,- die bei weitem teuerste Variante des W 21 wurde. Zum gleichen Preis konnte man zwei 4/5-sitzige Limousinen des 2-l-Schwingachsers bestellen.

Kunden, die zwar Limousine fahren, auf ein zu öffnendes Dach aber nicht verzichten wollten, konnten sich im Februar 1935 über eine deutlich vergrößerte Auswahl freuen. Die Limousine mit normalem Radstand war auf Wunsch nicht nur mit Sindelfinger Rolldach, sondern alternativ mit einem Schiebedach der Firma Happich lieferbar. Für die Limousine mit langem Radstand gab es als Sonderausstattung ein Schiebedach von Happich oder Webasto, während die Pullman-Limousine gegen Aufpreis mit einem Webasto-Schiebedach in Standard- oder Sonderausführung bestellt werden konnte.

Weitere Änderungen des Modelljahres 1935 umfaßten größere Instrumente am Armaturenbrett, einen steiferen Vorbau mit Blech-Stirnwand gegen das Karosserieschütteln und einen stärkeren Rahmen. Im April 1935 entfiel die Möglichkeit, die Limousine mit einem Rolldach aus Sindelfinger Produktion auszurüsten. Stattdessen konnte, alternativ zum Happich-Schiebedach, auch ein Modell von Webasto geordert werden.

Für das Modelljahr 1936 wurden im Februar drei neue Karosserievarianten präsentiert. Mit normalem Radstand erschien eine 2-türige Limousine, die in ihrem Erscheinungsbild deutlich moderner war als ihr seit zwei Jahren produziertes 4-türiges Pendant. Stilistisch orientierte sie sich an der im Februar 1934 vorgestellten analogen Variante des Typ 170, wirkte wegen des längeren Radstands jedoch harmonischer als beim kleinen Bruder. Auf Wunsch war ein Schiebedach lieferbar, diesmal von der Firma Golde. Zum gleichen Zeitpunkt wurde auch bei der Limousine mit langem Radstand das auf Wunsch erhältliche Schiebedach auf Fabrikat Golde umgestellt.

Gleichzeitig mit der 2-türigen Limousine ergänzte eine neue Version des Cabriolet C das Verkaufsprogramm. Diese Variante basierte in ihrem Design auf der 2-türigen Limousine und hatte wie diese die Reserveräder seitlich in den Kotflügeln. Auch auf dem langen Fahrgestell waren Änderungen in der Karosserieauswahl zu verzeichnen: Die Stromlinien-Limousine entfiel, und ein 4/5-sitziges Cabriolet D kam hinzu. Bei sämtlichen Varianten des Typ 200 wurden die funktionellen und robusten Stoßstangen durch eine dezentere, fast zierliche Variante ersetzt, die der beim 170 V verwendeten Ausführung entsprach.

In Anbetracht der geräumigen, aber auch schweren Karosserien, die seit 1934 auf dem verlängerten Fahrgestell möglich waren, konnten von dem 40 PS starken 2-l-Motor des W 21 nicht unbedingt temperamentvolle Fahrleistungen erwartet werden. Maßnahmen zur Leistungssteigerung waren also geboten, um den steigenden Ansprüchen der Kunden zu genügen.

Für den Typ 200 bestand die Lösung in einem hubraumstärkeren Motor. Die gewünschte Hubraumerhöhung auf 2,3 l war nicht mehr durch einfaches Aufbohren zu erreichen. Die Bohrung wurde zwar von 70 auf 72,5 mm erweitert, der Hub mußte aber ebenfalls um 5 auf 90 mm vergrößert werden, eine Maßnahme, die eine neue Kurbelwelle erforderte. Der 2,3-l-Motor, der die Konstruktionsnummer M 143 erhalten hatte, leistete 55 PS, 15 PS mehr als der M 21, und wurde ab Mai 1936 in das lange Fahrgestell eingebaut. Die Modellbezeichnung "Typ 200 mit langem Fahrgestell" blieb jedoch zunächst bestehen, und der 55-PS-Motor war in der Preisliste von Mai 1936 als Sonderausstattung zum Mehrpreis von RM 175,- aufgeführt. Dieser Umstand verursacht auch heute noch eine gewisse Verwirrung, da beide Versionen hinsichtlich Chassis und Karosserie identisch sind, je nach Motorisierung aber mit der Konstruktionsnummer W 21 oder W 143 bezeichnet werden.

Erst im September 1936 wurden diesbezüglich klare Verhältnisse geschaffen, als die 2,3-l-Version die ihr zukommende Bezeichnung "Typ 230" erhielt. Die normale und die lange Ausführung des 2-l-Modells wurden auch weiterhin angeboten, den Verkaufspreis hatte man jedoch um RM 500,- reduziert. Das exklusive Cabriolet A mit langem Radstand verbilligte sich sogar um RM 2.500,-.

Die Fertigung des W 21 lang war im Juli 1936, zwei Monate nach dem Produktionsstart des W 143, ausgelaufen. Die interne Preisliste von Februar 1937 führte den "Typ 200 mit langem Fahrgestell" als Auslaufmodell, während die Version mit normalem Radstand, die seit Dezember 1936 nicht mehr gebaut wurde, noch als reguläres Modell enthalten war.

Der W 21 mit normalem Radstand wurde nur im Werk Untertürkheim produziert und brachte es auf 9.281 Fahrzeuge. Von der langen Version entstanden 6.341 Einheiten, davon 2.950 in Untertürkheim und 3.391 in Mannheim.

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