Mercedes-Benz SS, 1928 - 1929

Mercedes-Benz SS, 1928 - 1929

Um auch nach dem so erfolgreichen Einstand des Mercedes-Benz Typ S sicherzustellen, dass der Kompressor-aufgeladene Rennsport-Tourenwagen die beherrschende Kraft in seiner Rennsport-Kategorie blieb, zündete Daimler-Benz bereits im Folgejahr 1928 die nächste Entwicklungsstufe der Baureihe W 06. Deren Leistungsniveau sollte noch höher ausfallen.

Nach dem Motto „Hubraum ist durch nichts zu ersetzen“ nahm man am bisherigen Sechszylinder-Triebwerk des Typ S mit seinem Hubraum von 6,8 Litern eine weitere Vergrößerung der Zylinderbohrung um 2 mm auf 100 mm vor. Dadurch erhöhte sich der Gesamthubraum auf 7069 cm³. Ebenfalls um 2 mm auf einen Durchmesser von 52 mm vergrößerte Ventilteller sorgten darüber hinaus für einen beschleunigten Gaswechsel im Brennraum.

Zugleich sollte der Charakter des nun „Typ SS“ (für Super Sport) genannten überarbeiteten Wagens auch aus verkaufstaktischen Gründen wieder mehr in Richtung eines alltagstauglichen Hochleistungsfahrzeugs akzentuiert werden. So gab es ab der Aufnahme ins Verkaufsprogramm im Juni 1928 eine eher für den Straßenbetrieb gedachte Motorversion mit einem Verdichtungsverhältnis von 4,7:1, deren Höchstleistung 140 PS/103 kW ohne und 200 PS/147 kW bei 3300/min mit Kompressor betrug. 1930 wurde das Verdichtungsverhältnis dieser Version auf 5,2:1 angehoben, was in einer Leistungssteigerung auf 160 PS/118 kW ohne zugeschalteten Kompressor resultierte.

Dem gegenüber stand von Beginn an eine primär für den Wettbewerbseinsatz spezifizierte Version des Sechszylinder-Kompressor-Triebwerks, das nach wie vor über einen Motorblock aus der Aluminiumlegierung Silumin verfügte. Mit einer Verdichtung von 6,2:1 stellte diese Version 170 PS/125 kW ohne und 225 PS/165 kW mit Kompressor bereit – trotz eines auf 7,1 Liter vergrößerten Hubraums dieselben Werte wie beim Sportmotor im Typ S.

Alle Motorvarianten wurden in den technisch unveränderten Rahmen des Vorgängermodells eingebaut; allerdings kam es über das reine Fahrgestell hinaus in der Folge zu einer Erweiterung des Angebots an lieferbaren Karosserievarianten – ebenfalls ein Hinweis darauf, dass man bei Daimler-Benz mit dem Typ SS wieder verstärkt ein am Straßeneinsatz interessiertes Käuferpublikum anzusprechen gedachte. Neben dem bekannten „Sport-Viersitzer“ standen ab Ende 1929 auch ein viersitziges „Spezial-Cabriolet“ und ab 1932 ein zweisitziges „Spezial-Cabriolet“ zur Verfügung, das auch in einer Version als Roadster angeboten wurde. Der gegenüber dem Typ S wieder um eine Handbreit höher ausgeführte Kühler begünstigte dabei einen weniger geduckten Karosserieaufbau, der den Anforderungen an einen eher komfortablen, mit hohen Leistungsreserven aufwartenden Reisewagen besser gerecht wurde.

Trotz seiner etwas weniger auf den Sporteinsatz fokussierten Auslegung setzte der neue Typ SS als Rennsport-Tourenwagen die erfolgreiche Motorsportkarriere seines Vorgängers nahtlos fort. Nach einem inoffiziellen Einsatz Ende Juni 1928 bei dem im Rahmen des Baden-Badener Automobil-Turniers ausgetragenen Bergrennen auf die Bühler Höhe, bei dem Rudolf Caracciola mit einem als Typ S gemeldeten Typ SS antrat und überlegen gewann, rollte das neue Modell beim 14 Tage später auf dem Nürburgring veranstalteten Großen Preis von Deutschland für Sportwagen erstmals offiziell an den Start und dokumentierte seine Überlegenheit eindrucksvoll: Caracciola sicherte sich vor Otto Merz und Christian Werner – alle auf Mercedes-Benz Typ SS – den Sieg. Dieser vielversprechenden Premiere folgte bis ins Jahr 1931 eine Vielzahl weiterer Siege und Spitzenplatzierungen, die von begabten Privatfahrern wie Ernst-Günther von Wentzel-Mosau oder auch ausländischen Koryphäen wie den Briten Earl Howe und Sir Malcolm Campbell bei Flach- und Bergrennen erzielt wurden.

Während der vom November 1928 bis September 1933 dauernden Produktionszeit wurden insgesamt 111 Chassis des Typ SS hergestellt, 101 davon bis Ende 1930. Bis September 1933 wurden noch einmal 10 Fahrzeugen fertiggestellt.

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