PKW3041 Mannheim 350 / 370 / 370 K / 370 S (W 10), 1929 - 1935

Mannheim 350 / 370 / 370 K / 370 S (W 10), 1929 - 1935

Im Oktober 1929, ein knappes Jahr, nachdem Ferdinand Porsche aus den Diensten der Daimler-Benz AG ausgeschieden war und Dr.-Ing. E.h. Hans Nibel die alleinige Verantwortung als Chefkonstrukteur übernommen hatte, debütierte auf dem Pariser Salon eine von Nibel überarbeitete Version des Mercedes-Benz 13/60 PS Typ 350. Das neue Modell, das die Konstruktionsnummer W 10 erhalten hatte, verfügte über eine Leistung von 70 PS und wurde 14/70 PS Typ Mannheim 350 genannt. Damit war der W 10 ein Jahr nach den Typen Nürburg und Stuttgart der dritte Mercedes-Benz Pkw, der nach einem Ort benannt wurde. Heute wird oft die gesamte Modellfamilie vom W 03 bis zum W 10 verallgemeinernd Typ Mannheim genannt, authentisch ist dies aber nur beim W 10. Nibel hatte das Fahrzeug gründlich abgespeckt. Die Limousine war zierlicher und leichter geworden. Sie wog 200 kg weniger und hatte einen 230 mm kürzeren Radstand. Die Abmessungen des Motors hatten sich nicht geändert, die Leistung konnte jedoch auf 70 PS gesteigert werden. Aufgrund der umfangreichen Überarbeitungen erhielt der Motor die neue Bezeichnung M 10. Als Getriebe gab es jetzt allerdings nur eine Schaltbox mit drei statt vorher vier Vorwärtsgängen. Als Karosserievarianten standen ein 4-sitziger offener Tourenwagen, zwei Limousinen mit 4 bzw. 6 Sitzen, eine 6-sitzige Pullman-Limousine sowie die 4-sitzigen Cabriolets C und D zur Auswahl. Selbstverständlich war auch das reine Fahrgestell lieferbar.

Im Februar 1931 erhielt die Modellfamilie des Typ Mannheim erneut Zuwachs, als auf der Automobilausstellung in Berlin zwei sportlich-elegante Varianten präsentiert wurden: ein Cabriolet NC mit einem verkürztem Radstand von 3025 mm und ein Sport-Cabriolet mit tiefergelegtem Chassis und einem noch kürzeren Radstand von 2850 mm. Beide Varianten waren mit einem nochmals modifizierten Motor ausgerüstet, der bei Zylinderabmessungen von 82,5 x 115 mm einen Hubraum von 3,7 l aufwies und eine Leistung von 75 PS mobilisierte. Das Cabriolet NC trug die offizielle Typenbezeichnung 14/75 PS Typ Mannheim 370 K (intern WK 10), wobei das K für "Kurz" stand.

Die sportliche Ausführung mit noch kürzerem Radstand hieß 14/75 PS Typ Mannheim 370 S (intern WS 10) und war als Sport-Cabriolet oder Sport-Roadster erhältlich. Die niedrig geduckten zweisitzigen Karosserien erinnern nicht erst in heutiger Zeit an den legendären SSK. Der 370 S hatte zwar nominell dieselbe Leistung wie der 370 K, war aber wegen seines geringeren Gewichts und seiner Zweivergaser-Anlage deutlich spritziger als die anderen 3,7-l-Modelle - ohne dass er deswegen gleich zu einem Rennsportwagen geworden wäre wie der große Bruder SSK.

Seit Serienbeginn wurden alle Varianten der Modellfamilie W 03 / W 04 / W 05 / W 10 mit langem Radstand im ehemaligen Benz-Werk Mannheim gefertigt, wodurch sich auch die seit Ende 1929 verwendete Modellbezeichnung erklärt. Im Gegensatz dazu entstanden sämtliche Exemplare des 370 K und 370 S im Werk Untertürkheim - von 1931 bis 1933 ingesamt 213 Einheiten des 370 K und 183 Fahrzeuge des 370 S.

Im Herbst 1931 erhielten auch die Varianten des Typ Mannheim 350 mit regulärem Radstand den 3,7-l-Motor und wurden dementsprechend in Typ Mannheim 370 umbenannt. Das Dreigang-Schaltgetriebe konnte auf Wunsch mit Schnellganggetriebe kombiniert werden. Die verfügbaren Karosserieausführungen entsprachen dem Mannheim 350, bis auf die 4-sitzige Limousine, die entfallen war.

Ab Anfang 1934 wurden außer dem Fahrgestell nur noch die Pullman-Limousine und das Cabriolet C angeboten. Zum gleichen Zeitpunkt erhielt der Typ 370, wie er jetzt in einem Teil der Druckschriften ganz nüchtern genannt wurde, einen dezent gepfeilten Spitzkühler und wurde serienmäßig mit Schnellganggetriebe ausgestattet. Trotz diesem Mehrwert für den Kunden wurde der Verkaufspreis sogar noch gesenkt: Statt RM 10.800,- ohne Schnellgang kostete die Pullman-Limousine mit der neuen Ausstattung nur noch RM 9.000,-. Käufer, die auch mit dem Flachkühler zufrieden waren, konnten weitere RM 250,- sparen, und das Vorjahresmodell ohne Schnellgang war sogar für RM 7.950,- zu haben - das alles laut offizieller Preisliste, ohne zu feilschen. Im Juni 1934 entfiel auch das Cabriolet C aus dem Typenprogramm. Der Mannheim 370 oder schlicht Typ 370 wurde als Pullman-Limousine noch bis Dezember 1934 gebaut. Er erreichte damit die längste Produktionsdauer aller Varianten dieser insgesamt etwas unsteten Modellfamilie.

Als Nachfolger des Mannheim 370 fungierte der bereits im Februar 1934 präsentierte Typ 290 lang (W 18). Die Basisversion dieses modernen Schwingachsers war ein Jahr zuvor zusammen mit dem ähnlich konzipierten Typ 200 (W 21) erschienen, der den Stuttgart 200 ablöste. Der Mannheim 370 hielt sich noch bis September 1934 in der Preisliste. Sein Produktionsende im Dezember, fünf Monate nach dem Stuttgart 260, markierte einen Einschnitt in der Geschichte der noch jungen Marke Mercedes-Benz: Die beiden ersten Pkw-Modellreihen, ausgehend vom 8/38 PS und 12/55 PS, hatte man nun endgültig eingestellt, und der erste wirkliche Generationswechsel im Mercedes-Benz Pkw-Typenprogramm war damit vollzogen.

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