Die Präsentation des Typ 600 auf der Frankfurter IAA im September 1963 war eine regelrechte Sensation. Konzipiert als exklusives Repräsentationsfahrzeug für höchste Ansprüche, war das neue Spitzenmodell serienmäßig mit technischen Besonderheiten ausgestattet, die in ihrer Summierung einzigartig waren und den damaligen Stand der Technik darstellten.
Als Antriebsaggregat kam, erstmals bei Daimler-Benz, ein V8-Einspritzmotor zum Einsatz, der aus 6,3 l Hubraum eine Höchstleistung von 250 PS und ein maximales Drehmoment von 51 mkg mobilisierte. In Verbindung mit dem serienmäßig eingebauten Automatikgetriebe wurden sportwagenmäßige Fahrleistungen erzielt; der immerhin fast zweieinhalb Tonnen schwere 600er erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von über 205 km/h und ließ sich in 10 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigen.
Für größtmögliche Fahrsicherheit sorgten die während der Fahrt von der Lenksäuke aus verstellbaren Stoßdämpfer sowie das Zweikreis-Bremssystem mit Luftdruck-Unterstützung. Alle vier Räder verfügten über Scheibenbremsen, wobei die Vorderräder mit jeweils zwei Bremszangen ausgerüstet waren.
Ein Höchstmaß an Bedienungs- und Fahrkomfort gewährleistete die reichhaltige Grundausstattung des 600ers, zu der neben Luftfederung, Servolenkung und Zentralverriegelung auch eine elektronisch geregelte Heizungs-und Lüftungsanlage gehörte. Eine einzigartige Komfort-Hydraulik ermöglichte die automatische Handhabung folgender Funktionen: horizontale und vertikale Verstellung der Vordersitze und Verstellung der Lehnenneigung, Verstellung der Rücksitzbank in Längsrichtung, Öffnen und Schließen der Wagentüren, der Kofferraumklappe und des auf Wunsch lieferbaren Schiebedachs sowie Öffnen und Schließen der Seitenfenster.
Die Serienfertigung des "Großen Mercedes" begann im September 1964. Außer der fünf- bis sechssitzigen Limousine mit 3200 mm Radstand wurden drei sieben- bis achtsitzige Pullman-Varianten mit 3900 mm Radstand angeboten: eine viertürige Pullman-Limousine mit Fondsitzen in vis-à-vis-Anordnung, eine sechstürige Pullman-Limousine mit Sitzbank im Fond und zusätzlichen Klappsitzen in Fahrtrichtung sowie ein Pullman-Landaulet. Letzteres war in vier verschiedenen Ausführungen erhältlich. Die Standard-Version hatte vier Türen, Fondsitze in vis-à-vis-Anordnung und ein Verdeck, das bis zur Vorderkante der Fondtüren reichte. Als Sonderausführung war eine sechstürige Version mit Sitzbank im Fond und zusätzlichen Klappsitzen in Fahrtrichtung verfügbar. Bei dieser Variante konnten, wie bei der sechstürigen Pullman-Limousine, die mittleren Türen auch ohne Türgriffe ausgeführt werden. Beide Landaulets, viertürige und sechstürige Variante, wurden auf Sonderwunsch mit einem langen Verdeck ausgerüstet, das bis zur Mittelwand reichte.
Noch exklusiver als die Landaulets und, ebenso wie diese, in keiner Preisliste enthalten waren die auf besonderen Wunsch lieferbaren Limousinen und Pullman-Limousinen in Sonderschutz-Ausführung. Als erstes beschußgeschütztes Fahrzeug, das nach dem Krieg bei Daimler-Benz aufgebaut wurde, entstand im Juni 1965 eine Pullman-Limousine mit erhöhtem Dachaufsatz. Dieses Fahrzeug, in extremer Sonderschutz-Technik realisiert, war nicht im Kundenauftrag entstanden und verblieb, wie einige "normale" Pullman-Limousinen, im Fuhrpark des Werks, um bei entsprechendem Bedarf an die Bundesregierung oder andere potentielle Nutzer vermietet zu werden. Von dieser besonderen Variante wurde im Jahr 1980 noch ein weiteres Exemplar fertiggestellt, das ebenfalls in den Fuhrpark übernommen wurde.
Für ausgesuchte Kunden, die sich einer potentiellen Gefährdung ausgesetzt sahen und über die erforderlichen Mittel verfügten, entstanden zwischen Mai 1971 und November 1980 insgesamt 43 sondergeschützte 600er, die im Gegensatz zu den beiden Fuhrpark-Fahrzeugen alle mit einem Dachaufsatz normaler Höhe versehen waren. Es handelte sich um 26 Limousinen sowie 17 Pullman-Limousinen, darunter eine in 6türiger Ausführung.
Mit dieser Vielzahl an lieferbaren Karosserie-Ausführungen waren die Wahlmöglichkeiten aber noch nicht erschöpft. Hinsichtlich Lackierung, Innenausstattung und Sondereinbauten konnten die vielfältigsten individuellen Kundenwünsche realisiert werden, so daß - speziell bei den Pullman-Limousinen und -Landaulets - kaum zwei Exemplare mit gleicher Ausstattung zu finden sein dürften.
In diesem Zusammenhang sind drei Einzelstücke erwähnenswert, die nicht nur in Ausstattungsdetails, sondern auch in ihrer technischen Konzeption ihresgleichen suchen. Im September 1965 wurde ein viertüriges Pullman-Landaulet für Papst Paul VI. fertiggestellt, das neben dem einzelnen Sessel im Fond auch noch andere Besonderheiten aufwies. Weitere Unterschiede waren der erhöhte Dachaufsatz, die verlängerten, direkt an die vorderen Türen anschließenden Fondtüren sowie der höhergelegte Fondboden ohne störenden Kardantunnel. Das Fahrzeug war zwei Jahrzehnte lang unter drei Päpsten in Gebrauch, kehrte 1985 nach Stuttgart zurück und ist seit Februar 1986 im Mercedes-Benz Museum zu bewundern.
Im Mai 1967 wurde auf besonderen Wunsch eines sportlich ambitionierten Kunden, der die bessere Handlichkeit des kurzen 600ers mit den Vorzügen des Landaulets kombinieren wollte, ein Landaulet mit normalem Radstand realisiert. Dieses Fahrzeug wurde Ende der 80er Jahre restauriert und befindet sich heute in privater Hand.
Das gleiche gilt für eine zweitürige Coupé-Ausführung mit verkürztem Radstand, die im August 1965 als Prototyp fertiggestellt wurde, einige Zeit in der Versuchsabteilung verblieb und dann in die USA verkauft wurde. Das Fahrzeug fand Anfang der 90erJahre den Weg zurück nach Deutschland und ist nach seiner Total-Restaurierung Bestandteil einer privaten Sammlung.
Der letzte 600er verließ im Juni 1981 seine Produktionsstätte im Werk Sindelfingen; während der 17jährigen Produktionszeit waren in Einzelanfertigung insgesamt 2.677 Fahrzeuge entstanden, davon 429 Pullman-Limousinen und 59 Landaulets.