Benz 60 PS Kaiserpreis-Rennwagen, 1907

Benz 60 PS Kaiserpreis-Rennwagen, 1907

Nach der wenig spektakulären Bilanz seines Renndebüts auf der Targa Florio 1906 bildete der 60 PS Rennwagen die Basis für weitere Rennerfolge des Benz Teams. Dafür wurde er mit einem neuen Motor ausgerüstet, der nach einer Reduzierung des Hubraums auf knapp unter 8 Liter der sogenannten Kaiserpreisformel entsprach. Der im Jahr 1906 für ein internationales Rennen im Juni 1907 ausgelobte Kaiserpreis sollte den Tourenwagensport fördern und verfolgte dieses Ziel mit einem entsprechenden Reglement. So durfte das Hubvolumen maximal 8 Liter betragen, der Radstand war mit mindestens 3 Meter festgelegt und der Abstand von der Spritzwand bis zur Mitte der Hinterachse mit mindestens 2 Meter. Das Mindestgewicht musste bei 1175 Kilogramm liegen. Im Hinblick auf Maße und Gewichte erfüllte der Targa-Florio-Rennwagen nicht ohne Grund das Kaiserpreis-Reglement, und so musste lediglich der Motor unter die Hubraumgrenze von 8 Litern gebracht werden.

Fritz Erle, Leiter der Versuchsabteilung und der Rennabteilung bei Benz & Cie., experimentierte mit zwei unterschiedlich spezifizierten Vierzylindern: einem Kurzhuber mit Bohrung 145 mm und Hub 120 mm und entsprechend 7926 cm³ sowie einer Version mit einem Bohrung-/Hub-Verhältnis von 140 x 129,5 mm und 7974 cm³ Hubraum. Das Debüt der weiterentwickelten 60 PS Rennwagen fand im Juni 1907, weniger als zwei Monate nach der Targa Florio, beim Kaiserpreisrennen statt, das über eine Distanz von 117 km im Taunus ausgetragen wurde. Keiner der beiden Varianten war jedoch Erfolg beschieden: Paul Spamann und Clemens von Bojano mussten bereits in den beiden Qualifikationsrennen mit Defekten aufgeben; der dritte Benz unter Victor Hémery blieb nach der zweiten Runde des Entscheidungsrennens auf der Strecke. Den Sieg im Kaiserpreis-Rennen holte der Italiener Felice Nazzaro auf FIAT.

Der Franzose Hémery, seit 1907 eine enorme Verstärkung der Benz Rennmannschaft, hatte sein Konstrukteurshandwerk bei Léon Bollée erlernt und bei Darracq als Chef der Versuchsabteilung und Rennfahrer große Erfolge gefeiert. Zweifellos zählte Hémery zu den bekanntesten und renommiertesten Aktiven seiner Epoche. Daran konnte auch sein glückloses Renndebüt im Benz Team nichts ändern. Mehr Erfolg hatte er im September 1907 bei der Coppa Florio – einem von Targa-Florio-Gründer Vincenzo Florio ausgelobten Wettbewerb, der auf einem gut 60 Kilometer langen Rundkurs mit Start und Ziel in Brescia ausgetragen wurde. Nach sechs Runden belegte Hémery hinter Fernando Minoia auf Isotta-Fraschini den zweiten Platz. Hémerys Landsmann und Teamgefährte René Hanriot folgte auf dem dritten Platz, Fritz Erle belegte Rang zehn. Mit dieser Teamleistung gewann Benz & Cie., wie schon bei der Targa Florio, den Regelmäßigkeitspreis.

Der Benz 60 PS Rennwagen erzielte 1907 aber noch weitere Erfolge: In der Klasse der Kaiserpreis-Rennwagen belegte Hémery, ebenfalls im September, beim renommierten Semmering-Bergrennen und beim Bergrennen in Chateau-Thierry den zweiten Platz, und einen Monat später erzielte er beim Gaillon-Bergrennen sogar den Klassensieg – ein Erfolg, den er Anfang November beim Coupe d’Evreux wiederholen konnte.

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