Mercedes 4,5-Liter-Bergrennwagen, 1924

Mercedes 4,5-Liter-Bergrennwagen, 1924

Beim Semmering-Rennen im September 1924 debütierte auch eine spezielles Einzelstück, das auf Betreiben von Otto Salzer entstanden war. In das bewährte Fahrgestell des aktuellen 2-Liter-Wagens hatte man einen zusätzlich mit Kompressor versehenen 4,5-Liter-Motor aus dem legendären Grand-Prix-Rennwagen von 1914 implantiert. Der seltsame Zwitter aus modernem Chassis und zehn Jahre altem Hochleistungs-Triebwerk, das dazu noch vom Saug- zum Kompressormotor umfunktioniert worden war, erwies sich als überaus konkurrenzfähiges Einsatzfahrzeug und wurde unter dem Beinamen „Großmutter“ selbst zur Legende. Bei seiner Rennpremiere am Semmering stellte Otto Salzer einen Klassenrekord für Rennwagen über 3 Liter auf, lag aber 10 Sekunden über der Bestzeit seines Teamgefährten Christian Werner, der mit dem regulären 2-Liter-Wagen ins Rennen gegangen war. Zwei Jahre später siegte der neue Shooting Star Rudolf Caracciola mit dem 4,5-Liter-Rennwagen ebenfalls am Semmering, wobei er die beste Zeit des Tages erzielte und mit 89,8 km/h einen neuen Streckenrekord aufstellte.

Das Ende der Werkseinsätze dieses Einzelstücks bedeutete aber noch keineswegs, dass die Rennkarriere der „Großmutter“ tatsächlich beendet war. Ab 1927 setzte der hochtalentierte Privatfahrer Adolf Rosenberger den Wagen in einer Vielzahl von Rennen unterschiedlichen Charakters ein, so etwa im Mai 1927 beim Herkules-Bergrennen und beim Bergrennen auf die Hohe Wurzel, im August beim Bergrekord auf den Schauinsland vor den Toren Freiburgs und beim Klausenpass-Rennen in der Schweiz, wobei er in allen genannten Rennen neue Streckenrekorde einfuhr. Die gleiche Leistung gelang ihm im August 1929 beim Gabelbachrennen und bei der Internationalen Automobil-Woche von St. Moritz, wo er über zwei Kilometer einen Durchschnitt von 193,5 km/h erreichte.

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