Mercedes-Benz 12-Zylinder-Rekordwagen W 125, 1937

Mercedes-Benz 12-Zylinder-Rekordwagen W 125, 1937

Die auf nationaler wie internationaler Ebene propagandistisch höchst erfolgreichen, seit 1934 durchgeführten Rekordfahrten der beiden Kontrahenten Daimler-Benz und Auto Union mündeten 1937 in eine zentrale Veranstaltung, die von der Obersten Nationalen Sportkommission für den Automobilsport in Deutschland (ONS) und dem Nationalsozialistischen Kraftfahrkorps (NSKK) organisiert wurde, das sich als Unterorganisation der NSDAP inzwischen die hoheitlichen Rechte der ONS faktisch angeeignet hatte. Die „Rekordwoche“ sollte von nun an den immer intensiver gewordenen Wettbewerb der beiden Akteure aus Untertürkheim und Zwickau in institutionalisierter Form – und damit für die politischen Ziele der damaligen Machthaber optimal einsetzbar – bündeln. Alljährlich im Herbst sollten sich die beiden Hauptprotagonisten auf der „Rekordwoche“ zu immer neuen Bestleistungen anstacheln.

Zu diesem Anlass wurde bei Daimler-Benz ein vollkommen neu entwickelter Rekordwgen aufgebaut. Das Chassis wurde von dem neuen Grand-Prix-Rennwagen W 125 übernommen, und die Stromlinienkarosserie ebenfalls ganz neu gestaltet. Das Entwicklungsziel hatte darin bestanden, die Stirnfläche und den cW-Wert gegenüber dem Vorjahresmodell zu reduzieren.

Deutliche Fortschritte hatte man beim Antriebsaggregat erzielt. Der ab 1935 von Konstrukteur Albert Heeß entworfene, knapp 5,6 Liter große V12-Motor mit der Bezeichnung MD 25 DAB war zwar aufgrund des Festhaltens an der traditionellen Auslegung der Mercedes-Benz Rennmotoren mit Stahlzylindern und aufgeschweißten Stahlblech-Kühlmänteln recht schwer geraten, aber mangelnde Leistung war nicht sein Problem.

Bereits im Vorjahr hatte er ein Leistungsniveau von 616 PS/453 kW bei 5800/min erreicht. Mit dem Übergang von den hermetisch abgedichteten Druckvergasern auf zwei zwischen Gebläse und Lufteinlass positionierte Saugvergaser konnte dieser Wert noch einmal deutlich gesteigert werden. So stellte der drehfreudige, nur leicht langhubig ausgelegte V12 im Vorfeld des Rekordversuchs auf dem Motorenprüfstand eine Höchstleistung von 736 PS/541 kW bei 5800/min bereit.

So sollte das bärenstarke V12-Triebwerk bei der Rekordwoche 1937 auch nicht zum limitierenden Faktor werden – vielmehr mangelte es der optisch harmonischen Vollstromlinien-Karosserie des neuen W 125 Rekordwagens an aerodynamischer Effizienz. Dies schlug sich unmittelbar in den Ergebnissen der Rekordversuche nieder. Bei der ersten Fahrt am 25. Oktober 1937 erreichte der Wagen 366 km/h für den fliegenden Kilometer und 358 km/h für die fliegende Meile. Bei der zweiten Fahrt am gleichen Tag konnte nicht Vollgas gefahren werden, weil der Wagen vorne abhob. Nachdem auch der Motor, offenbar infolge eines defekten Kolbens, schwächelte, brach das Daimler-Benz Rennteam die Versuche ab. Bernd Rosemeyer auf Auto Union hatte deutlich mehr Glück: Er fuhr den fliegenden Kilometer mit 406,3 km/h und die fliegende Meile mit 406,2 km/h.

Drei Tage später war das Untertürkheimer Team zurück. Der mit einem 46-kg-Bleigewicht an der Vorderachse belastete modifizierte Wagen erreichte schließlich Geschwindigkeiten von 398,89 km/h für den fliegenden Kilometer und 397,08 km/h für die fliegende Meile Nachdem der Motor bei der dritten Fahrt des Tages wieder schlecht lief und auch die Fahrstabilität noch zu wünschen übrig ließ, zog sich Daimler-Benz von der Rekordwoche 1937 zurück und überließ der Konkurrenz aus Zwickau das Feld.

Für den nächsten Versuch bei der Rekordwoche 1938 musste die Karosserie grundlegend überarbeitet werden.

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